A Life Divided gaben Gas – Dann kam der Graf

Der Abend vom 25. April 2015 hielt eine breite Palette an Gefühlen bereit. Von überraschender Freude bis hin zur grossen Enttäuschung war alles vertreten.

Jürgen Plangger steht das Mikrofon genauso gut wie die Gitarre (Foto: Matthias Hoffmann)
Jürgen Plangger steht das Mikrofon genauso gut wie die Gitarre (Foto: Matthias Hoffmann)

Nach einem wirklich coolen Nachmittag mit den Männern von A Life Divided, konnte die Vorfreude auf das Konzert nicht grösser sein. Gerade sind sie mit Ihrer neuen Scheibe Human unterwegs als Vorband von Unheilig. Jürgen Plangger hatte sich sogar Zeit für ein Interview genommen, in dem wir noch das ein oder andere Detail von Human erfahren durften.

Die richtige Begrüssung macht’s

Etwas nervös waren sie wohl alle – eine mit 13 000 Tickets ausverkaufte Halle ist nix für schwache Nerven. Auch die schweizerdeutsche Begrüssung des Publikums wurde hinter der Bühne noch geübt. Aber das alles half nichts, denn den Schweizern muss es schliesslich gefallen, sonst stehen sie einfach da und nicken maximal mit dem Kopf. Schwierige Voraussetzungen, wenn man Vorband für den beliebten Mainact ist und einem noch niemand kennt. Was allerdings passierte als A Life Divided die Bühne des Hallenstadions für sich einnahmen, war weniger überraschend, denn faszinierend. Es dauerte keine drei Songs und die Halle war total dabei! Die Hände schossen in die Höhe und Jürgen Plangger hatte das Publikum mit seinem Charme um den Finger gewickelt.

Professionalität gewinnt

Nicht nur stimmlich überzeugte der Mann, der sonst für Eisbrecher an der Gitarre steht, die Qualität als Entertainer ist ihm gegeben. Korl Fuhrmann, der sich als Schlagzeuger von Lacrimas Profundere einen Namen machte und hauptberuflich als Tättowierer in seinem eigenen Studio arbeitet, bildete die Festung im Hintergrund. Die treibenden Rhythmen liessen die Gitarristen Tony Berger und Erik Damköhler wie die Flummis die Bühne auf und ab schwirren, Tobi Egger liess sich davon mit cooler Attitüde anstecken. Es war einfach sichtbar, dass es einen unheimlichen Spass machte und sie den Auftritt mit jeder Faser geniessen konnten. Dass sich dieses Feeling aufs Publikum übertragen musste, war also kein Wunder, denn auch der Publikumskontakt wurde aktiv gesucht – und erwidert. Für mich das absolute Highlight schlechthin an diesem Abend.

Wer hoch hinaus klettert kann tief fallen – schwarze Rosen hätten es auch getan

Irgendwie hätte man es ja ahnen können, aber so ganz wahrhaben wollte ich es dann doch nicht bis es soweit war. Als es dunkel wurde und die Kerzen auf der Bühne flackerten, trat das gewohnte Unheilig-Feeling ein. Genau bis zu dem Zeitpunkt, als mir Sag mir wo die Blumen sind um die Ohren gehauen wurde. Nicht, dass das Lied per se doof wäre, aber in dem Rahmen musste es dann doch nicht sein. Immer noch war es dunkel, das Lied vorbei, Aufatmen war angesagt. Jetzt konnte der Graf kommen. Oder doch nicht? Nein! Es folgte noch eine quälend lange Version des von Hildegard Knefs bekanntem Für mich soll‘s rote Rosen regnen. Die Stimmung sank im Sekundentakt, denn auf der Bühne war es noch immer dunkel.

Soviel zeigte uns der Graf. Fotos waren unerwünscht. (Bild: Unbekannter Künstler)
Soviel zeigte uns der Graf. Fotos waren unerwünscht. (Bild: Unbekannter Künstler)

Als dies überstanden war, kam der Graf dann endlich auf die Bühne. Die dampfende Lok, die in die Bühne ragte war hübsch anzusehen, die Band stand wie gewohnt im Hintergrund. Das wirklich sehr gemischte Publikum spiegelte wieder, dass der Graf der Szene schon lange entwachsen ist. Im Vergleich zum Konzert in 2012 kam wirklich null von dem Gefühl auf, welches ich persönlich mir gewünscht hatte. Natürlich beglückte der Graf seine Fans, die in regelrechte Begeisterungsstürme ausbrachen. Er feierte seinen eigenen Triumph auf der Bühne, war gewohnt gerührt über die 12 999 Liebesbekundungen.

Es heisst Abschied nehmen

Die begleitenden Videos, die zwischen den Liedern liefen waren von guter Qualität und unterstrichen, dass nun die letzte Reise mit Unheilig angebrochen ist. Ein bisschen wehmütig wurde ich dann auch – weil mich nichts mehr an den Grafen erinnerte, den ich vor über 10 Jahren im Club abart vor ein paar Nasen habe spielen sehen. Adieu!