Stolz verkündet die Schweizer Band Black Sea Dahu: Sie haben mehr als 200’000 monatliche Hörerinnen und Hörer auf Spotify. Doch wie ist diese Zahl eigentlich einzuordnen?
Es klingt nach einer gigantischen Hörerschaft: Mehr als 200’000 monatliche Hörerinnen und Hörer zählt die Schweizer Band Black Sea Dahu auf Spotify. Frohlockend verkündet die Truppe um Janine und Vera Cathrein die Botschaft.
We hit 200'000 monthly listeners on @Spotify !
Thanks for spreading (this madness) and keep up the good work!#blackseadahu #aufderüberholspur pic.twitter.com/BCOO43Le85— Black Sea Dahu (@blackseadahu) April 9, 2019
Mit ihrem Album White Creatures und der Single In Case I Fall For You, die eingeschlagen ist wie eine Bombe, feierten Black Sea Dahu einen sagenhaften Überraschungserfolg. Die Single allein zählt aktuell über 1.8 Mio. Streams.
Schweizer Künstler im Zahlenvergleich
Wir haben uns gefragt: Was bedeutet diese Zahl eigentlich? Sind Black Sea Dahu nun die ultimativen Überflieger auf Spotify – oder sind 200’000 gar nicht so viel? Deshalb haben wir kurz beim Streaming-Dienst gestöbert.
Der aufstrebende Alpen-Romantiker Trauffer kommt bloss auf 48’000. Andere typische Schweizer Künstler wie Gölä (54’000) und Bligg (90’000) haben gegen Black Sea Dahu keine Chance.
Trotzdem werden Black Sea Dahu auch überboten – etwa von diesen Acts:
- Krokus – 283’000
- Faber – 276’000
- Stephan Eicher – 243’000
- Beatrice Egli – 218’000
- Luca Hänni – 216’000
- Liquid Soul – 208’000
- Lo & Leduc – 206’000
Überraschend schwach präsentieren sich hingegen Gotthard (119’000) oder Patent Ochsner (98’000).
Dieser Aspekt widerspiegelt sich auch, wenn man aufstrebende Indie-Acts anschaut: Tim Freitag kommen auf 51’000 Hörer, der Soul-Newcomer Marius Bear auf 48’000. Sowohl Tim Freitag als auch Bear stehen aber erst am Anfang ihrer Karriere.
Die wirklichen Überflieger, die wir spontan gefunden haben, bleiben jedoch:
- DJ Bobo – 837’000
- Stephanie Heinzmann – 552’000
- Eluveitie – 523’000
Ergänzung: Auf Facebook wies uns Leser Frederick Dürr auf drei weitere Acts hin.
- Chief – 1‘404‘000
- Melodiesinfonie – 737‘000
- Audio Dope – 330‘000
Wie wichtig sind die Zahlen?
Frank Lenggenhager, langjähriger Musikpromoter, relativiert: Die Zahlen seien trügerisch. Denn es handelt sich um monatliche Erhebungen, die dementsprechend variieren. Ein neuer Release habe grossen Einfluss auf diese Zahl.
Interessant werden die monatlichen Hörerzahlen später, vielleicht ein Jahr nach der Veröffentlichung neuer Songs. Dann zeige sich, ob der Erfolg nachhaltig war, erklärt Lenggenhager weiter. Als Beispiel dient hierfür Faber, dessen Album Sei ein Faber im Wind 2017 erschien, aber immer noch starke Zahlen aufweist.
Die Zahl darf auch nicht überbewertet werden. Booking-Agenturen schauen nicht nur auf Spotify-Hörer und Playlist-Präsenz, sondern auch auf YouTube oder Instagram und Facebook.
Vom Publikum abhängig
Nicht zu unterschätzen sind auch die unterschiedlichen Zielgruppen. Göläs Zielpublikum kauft vermutlich eher noch physische Tonträger. Wiederum anders funktioniert Loco Escrito. Der Latin-Künstler zählt auf Spotify bloss 165’000 monatliche Hörer, wogegen er auf YouTube Millionen an Streams angesammelt hat. Das sei logisch, sagt Lenggenhager: «Sein Publikum ist jung und stammt aus Ländern, wo Spotify entweder sehr teuer oder gar nicht präsent ist.»
Für längerfristigen Erfolg sagen die 200’000 monatlichen Hörer von Black Sea Dahu also – zumindest im Moment – noch nichts aus. Dennoch: Die Leistung ist bemerkenswert, die Single In Case I Fall For You ist in grossen und wichtigen Playlists gelandet. Es wird spannend sein, zu sehen, wo die Band ein Jahr nach dem Release von White Creatures steht.