Combichrist: This Shit Fucked Us Up

Mit einer guten halben Stunde Verspätung gingen endlich die Lichter aus und schlammbedeckte Orcs betraten die Bühne. Beeindruckt stand die schwarze Szene vor der Bühne und wartete gespannt darauf, was gleich kommen würde.

Combichrist: This Shit Fucked Us Up
Bild: Nicola Tröhler

Als sich der Drummer von Mortiis hinter ein Minischlagzeug setzte, ging ein leichtes Kichern durch die Menge, doch sie taten ihm Unrecht: Der Drummer war mit Abstand das Bandmitglied, welches am meisten Einsatz zeigte und gekonnt auch schwierige Beats ohne Mühe spielte.

Der Sänger hingegen war bis auf ein paar wenige Lieder enttäuschend lasch. Man konnte fast meinen, er hätte vor dem Konzert etwas getrunken, da er zwar wie wild auf der Bühne herum hopste, jedoch selten im Takt war. Auch versuchte er die Menge einzuheizen und fing nach dem dritten Lied an, mit Wasser aus seiner Flasche nach uns zu werfen, was im ersten Moment durchaus amüsant war, doch nach der siebten oder achten Flasche relativ unangenehm wurde.

Jedoch muss man ihm sowie der Band zugestehen, dass sie Freude hatten an dem, was sie taten, mit vollem Herzblut dabei waren und ihr Bestes gaben, um eine tolle Bühnenshow abzuliefern. Ich habe noch nie so viele Mikrofonständer, Drumsticks, Wasserflaschen und ähnliches rumfliegen sehen wie an diesem Konzert.

Ein gefangenes Tier

Combichrist waren endlich da. Die Fans drängten sich nach vorne an die Bühne: Es wurde gepfiffen und geschrien und vor allem getanzt! Man merkte, dass Combichrist viel Bühnenerfahrung haben und sich sichtlich wohl fühlten. Bis auf ein paar kleine Pannen, wie der, als Joe Letz (Drummer) erst seine Drummsticks kaputt gehämmert hat oder die eine «Trommel» wegrollte. Die wurde jedoch sofort von einem netten Helfer wieder aufgestellt.

Andy LaPlegua (Voice) erinnerte ein wenig an ein gefangenes Tier, das auf der Bühne eingesperrt war und die ganze Zeit vor und zurück tigerte. Ich ziehe meinen Hut vor ihm, da er es geschafft hat, während des ganzen Konzertes nicht nur mehrere Kilometer hinter sich zu bringen und dabei noch zu tanzen, eine Show abzuziehen und zu singen, sondern auch kein einziges Mal über das sich schlängelnde Kabel unter seinen Füssen gestolpert ist.

Ausserdem zolle ich Combichrist Respekt für den energiegeladenen und wirklich genial inszenierten Auftritt. Es war eine perfekte Mischung zwischen Freakshow – das Feeling dafür hat man wohl vor allem der extremen Kleidung und Körperbemalung sowie Andy LaPleguas beständigem Grimassenschneidens und seinem versteckten Schauspieltalent zu verdanken – und energiegeladener Tanzmusik, die durch die wiederkehrenden Beats und einschlägigen Soli unterstrichen wurde.

Combichrist schafften es, dass der ganze Saal plötzlich zu leben und zu vibrieren schien, viele der sonst eher introvertierten, schwarzen Seelen öffneten sich, liessen die Musik ihre Bewegungen bestimmen und gaben sich voll und ganz dem Moment hin.

Der einzige Nachteil war wohl, dass Combichrist ebenfalls zu spät angefangen hatte und so wurde es dann doch für viele spät. An einem Wochenende würde es wohl nicht weiter stören, aber unter der Woche muss man sich dann entscheiden, ob man am nächsten Morgen extra frei nimmt, total kaputt arbeiten geht oder früher das Konzert verlässt und das Ende verpasst.