Die Zukunft der Musik glitzert

Bild: Daniela Stadlauer

Es war kein Talentwettbewerb im Zürcher Plaza an vergangenem Sonntag, aber trotzdem gaben uns Blossoms und Declan McKenna einen Ausblick, wie die musikalische Zukunft klingen könnte. Zwei Acts die in England gerade «totally lit» sind.

Zusammen mit seiner gut aufeinander eingespielten Liveband eröffnete Declan McKenna den Konzertabend. Seine dunkel lackierten Nägel und viel Glitzer im Gesicht standen im Gegensatz zu seiner sonst schlichten Kleidung. Kontrastreich wie seine unaufgeregt wirkende aber facettenreiche Musik. Der 18-Jährige spielte sich durch alle seine Singles und machte neugierig auf sein kommendes Debütalbum. Ein Highlight seines Auftritts war der Song Paracetamol, in dessen Refrain der Bass und der Synth mit voller Wucht wabberten und Declan inbrünstig «Oh won’t you let me finish» ins Mikrofon flehte. Emotionen, die man bis unter die Haut spüren konnte.

Obwohl er beim Publikum gut anzukommen schien, wirkte Declan während seines ganzen Sets etwas unruhig und kribbelig. Bezeichnend auch dass sein Mikrofonständer genau dann auf die Mädels in der ersten Reihe kippte, als er sich etwas unbefangener auf der Bühne zu bewegen versuchte. Aber hey, kleine Pannen sind menschlich und als er mitten im Song sichtlich peinlich berührt und entschuldigend gestikulierte, machte dies den jungen Herren nur noch sympathischer. Ich bin mir sicher, dieser Junge wird es noch weit schaffen. Es bleibt spannend, ihm beim Wachsen zusehen zu können.

Auch noch ein bisschen wachsen sollte der Bekanntheitsgrad von Blossoms hierzulande. In ihrer Heimat ist die Band gerade aktuell für einen Brit Award als «British Breakthrough Act» nominiert und hier, nun ja… ist das Plaza zwar gut besucht, aber noch ein ganzes Stück weg von ausverkauft.

Nun denn, auch bei dieser Band bin ich mir sicher, dass wir sie bald in grösseren Hallen bejubeln dürfen. Das nötige Handwerkszeug haben sie mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum jedenfalls mitgebracht. Ein Album voller Hits, auf die ich gespannt war, wie sie denn live klingen werden.

Um dies gleich auf den Punkt zu bringen, sie klingen live praktisch gleich wie auf Platte. Die Band ist gut eingespielt und der Soundmix passt ebenfalls. Man könnte an Ort und Stelle ein Live-Album aufnehmen und man währe wohl mit dem Endprodukt zufrieden. Geradezu Seltenheitswert hatten die Stellen im sehr ruhigen Song My Favourite Room als Sänger Tom Ogdens Stimme wohl an deren Grenzen reichten und verletzlich knisternd kapitulierte.

Showtechnisch passiert hingegen nicht sehr viel. Eine Lightshow, die nett anzusehen ist, das legendäre Keyboard-Intro des Abba Klassikers Gimme Gimme Gimme in einen Blossoms-Song gebettet waren dann schon die Highlights. Natürlich spielen sie alle ihre Hits und ein paar Songs mehr, aber das gewisse Etwas fehlt mir hier. Auch auf Seite der Band wird sich dieses Konzert wohl einfach einreihen zwischen den unzähligen anderen.

Vielleicht taten sie sich auch etwas schwer mit dem typisch schweizerischen Publikum, das oftmals schlichtweg das Gegenteil von leidenschaftlich ist, bzw. sich zumindest nach aussen so gibt. Zwischen den Songs wurde es im Plaza nämlich immer wieder ganz still, nachdem der Applaus ausgeebbt war und Tom fragte mehrfach ob es uns gut ginge. Das Publikum schien den Auftritt aber durchaus zu geniessen und sich sanft bewegend in die träumerischen Melodien hineinfallen, ohne dabei je die Contenance zu verlieren.