Dynamisch fordernd: Die Tanz-Ekstase mit The Wombats

Matthew Murphy von den Wombats hatte sichtlich Freude. Bild: Evelyn Kutschera

Wenn The Wombats aufspielen, kommen die Tanzwütigen in Scharen. In den vergangenen Jahren auch hier zu Lande in grösseren Klubs gastierend, führte die aktuelle Tour das Trio ins überschaubare Zürcher Plaza. Keine grosse Überraschung also, dass das Konzert schon vor Wochen ausverkauft war.

Das Publikum liess sich zunächst nicht stressen und der Saal war noch halb leer, als The Night Café als erste Vorband den Konzertabend in Gang brachte. Das Quartett, das wie The Wombats aus Liverpool stammt, spielte angenehm poppigen Indie-Rock. Ähnlich wie es nach ihnen auch ihre Kollegen aus Brighton taten. Die zweite Vorgruppe The Magic Gang versuchte mit zwei sich abwechselnden Sängern etwas Variation in ihr Set zu bringen, jedoch klang für mich trotzdem alles etwas gleichförmig.

Beide Bands schienen mir einen passend Soundtrack für die ersten Grillabende des Jahres zu bieten. Sommerlich wohlig, aber ohne irgendwelche bahnbrechende Akzente zu setzen. Dem Publikum schien es grösstenteils zu gefallen und im mittlerweile proppenvollen Saal schallte der Applaus, als The Magic Gang die Bühne verliess.

The Wombats live im Plaza Zürich
Tord Øverland-Knudsen im Element. Bild: Evelyn Kutschera

Obwohl ich The Wombats seit ihrem ersten Album A Guide To Love, Loss & Desperation auf dem Radar habe, wollte das Schicksal nie, dass sich unsere Wege kreuzen. Erzählungen zu Folge soll es auf Wombats-Konzerten stets wild zu und her gehen. Gespannt wartete ich also wie alle anderen auch bis das Licht gelöscht wurde und das Intro erklang… und danach ein zweites Intro erklang. Ernsthaft? Leute, euer Intro ist definitiv zu lange, wenn es aus zwei verschiedenen Songs besteht.

Zeit fürs Workout

Aber endlich stand das Trio auf der Bühne und legte mit Cheetah Tongue schon mal gut vor. Das Lied ist auch auf dem aktuellen Album Beautiful People Will Ruin Your Life der Opener und geht geschmeidig ins Ohr. Ganz so wie im dazugehörigen Videoclip fühlte ich mich bereit für das anstehende Wombats-Workout.

The Wombats live im Plaza Zürich
Auch Dan Haggis am Schlagzeug gab alles. Bild: Evelyn Kutschera

Rasch wird klar, was diese Band im Gegensatz zu ihren beiden Vorgruppen besitzt: Ein Händchen für Melodien, die vom Gehörgang direkt ins Tanzbein gehen. Spätestens beim vierten Song Kill The Director kann kaum noch wer still stehen und die Leute moshten ekstatisch übers Tanzparkett.

Pleiten, Pech und Pannen – mit einem Schmunzeln abgewehrt

Das Konzert entwickelte eine treibende Dynamik, der nicht mal die hartnäckige Erkältung von Sänger Matthew «Murph» Murphy Halt gewähren konnte. Er stünde kurz vor einem Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde, scherzte er und musste sich immer wieder die Nase schnäuzen zwischen den Songs. Stimmlich aber voll auf der Höhe gab es in dieser Hinsicht also nichts zu bemängeln.

The Wombats live im Plaza Zürich
Trotz Erkältung voll dabei – Frontmann Matthew Murphy. Bild: Evelyn Kutschera

Auch als Bassist Tord Øverland-Knudsen kurzfristig für Lemon To A Knife Fight auf die Akustikgitarre umsteigen wollte und diese dann streikte, glänzte die Band wieder mit einem Witz. Dies sei nun mal die Essenz eines Wombats-Konzertes. Schön zu sehen, wie die Jungs sich selber nicht ganz ernst nehmen und mit einer Gelassenheit aufspielen, die ihresgleichen sucht. Dann wurde eben spontan die Setlist geändert, bis die Gitarre wieder gerüstet war. Alles kein Problem.

Gleich und gleich gesellt sich gern

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The Wombats live im Plaza Zürich
Bild: Evelyn Kutschera

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Als die Gitarre nun einsatzfähig war, wurde es Zeit für das Lied über Zitronen und Messern und in der ersten Reihe wurden prompt jene Utensilien von zwei Scherzkeksen in die Höhe gestreckt. Aber keine Angst, das Messer war natürlich nur aus Plastik und anscheinend gilt sowohl bei Band als auch bei Fans; Humor ist eben die beste Waffe.

Ach ja, getanzt wurde dann auch noch mal ein bisschen. Zu Joy Division. Oder zumindest zu dem Song, wo’s ums Tanzen zu Joy Division und dessen Ironie geht. Geradlinig und fordernd gespielt peitschten The Wombats das Publikum voran. Der Indie-Disko-Stimmungsgarant Let’s Dance To Joy Division trieb die Ausgelassenheit an diesem Abend auf die Spitze und man wollte dieses Glücksmoment gar nicht mehr los lassen. Aber alle guten Dinge müssen schliesslich irgendwann zu einem Ende kommen und so beendeten The Wombats den Konzertabend mit einer drei Lieder starken Zugabe.

Abschliessend frage ich mich, warum zur Hölle so viele Jahre erst vergehen mussten, bis ich es endlich mal auf ein Konzert der Briten schaffte. Ich hoffe schwer, dass es bis zur nächsten Wombats-Sause nicht wieder so lange dauert. Und die zufrieden strahlenden Gesichter rund um mich herum scheinen meinen Gedanken zu teilen.