Ein guter Abend zum Sterben

Verträumt romantische Vorgruppe, sehr gut gelaunter Haupt-Act in einer mehr als passenden Kulisse. So liesse sich der Auftakt der Akustik-Tour von Die Happy in Zürich zusammenfassen. Wir haben mehr…

«Ihr sprecht doch auch so komisches Deutsch wie ich.» Marta Jandová von Die Happy (Foto: Sacha Saxer)
«Ihr sprecht doch auch so komisches Deutsch wie ich.» Marta Jandová von Die Happy. (Foto: Sacha Saxer)

Die mit Instrumenten nur so übersäte Bühne verhiess einen abwechslungsreichen Abend. Neben den üblichen Verdächtigen wie Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug bevölkerten ein weiteres Percussion-Set sowie je ein Banjo, Mandoline, Ukulele sowie ein Glockenspiel die Bretter, die für so manchen Künstler die Welt bedeuten. Zwei gigantische Nachttischlampen und zwei Stützpfeiler der alten Kaserne sorgten zusätzlich für klaustrophobische Zustände. Da kriegte man als Zuschauer schon vor Konzertbeginn Mitleid mit den Musikern, die sich später durch dieses Labyrinth von Instrumenten den Weg zu ihren Plätzen suchen durften.

Was schon vor dem Betreten der Alten Kaserne auffiel, war hohe Anteil deutscher Fans, die extra zum Auftakt der Akustik-Tour von Die Happy nach Zürich gefahren sind. Ob sich die teilweise sehr weite Reise gelohnt hatte?

Den Support-Act Nick & June hatten sie die Ulmer selbst ausgesucht. Auf den ersten Blick machten die beiden jungen Musiker einen eher schüchternen Eindruck – sie wirkten wie zwei Studenten, die man am ehesten in einer Marktpassage oder in Zürich an der Seepromenade am Musizieren finden würde. Doch gleich ab dem ersten Ton wurde klar, wieso Die Happy das Nürnberger Duo gewählt hatte. Nick Wolfs Schlafzimmerstimme harmoniert wunderbar mit der melodiösen Stimme von June Kalass. Leider kommt letztere nicht so oft zum Einsatz, wie man es sich wünschen würde, was die Songs, in denen sie mitsingt, nur noch stärker macht. Auch die Auswahl der Instrumente verhilft den einzelnen Songs zu individueller Stärke und verleiht ihnen zusätzlichen Charakter. So wechselt Nick von Gitarre zu Mandoline oder Ukulele und June lässt das Glockenspiel für das Banjo links liegen. Eines der Highlights ihres leider viel zu kurzen Sets war das The Ronettes Cover Be My Baby. «Mir wurde gesagt, dass dieser Song auf dem Dirty Dancing Soundtrack zu finden sei. Ich hab den Film noch nie gesehen. Ein Vorteil der Spätgeborenen…», witzelte Nick dazu. Die beiden boten einem wunderbaren Einstieg in den Abend und man wird mit Sicherheit noch einiges von Nick & June zu hören kriegen.

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Die Umbauphase – eigentlich primär die Abräumphase der Instrumente von Nick & June, der Rest war schon aufgebaut – wurde genutzt, um sich das Debutalbum der Nürnberger zu holen und natürlich signieren zu lassen.

Die Happy hat wieder die drei zusätzlichen Musiker – Tayfun Schulzke (Percussion), Lutz Möller (Piano) und Patrick Wieland (Akustikgitarre) – dazugeholt und somit quetschten sich stolze sieben Künstler auf die kompakte Bühne. Die Truppe ist seit zwanzig Jahren unterwegs, mit insgesamt vier Besetzungswechseln. (Ralph Rieker übernahm 1999 für Frede Ferber, der wiederum 1994 für Gründungsmitglied Julian Rosenthal den Bass übernahm und das Schlagzeug wurde von Mitgründer Marcus Heinzmann 1996 an Holger Fiesel übergeben, welcher selbiges 1999 an Jürgen Stiehle abgab.) Thorsten Mewes hat die Gitarre seit der Gründung 1993 fest in der Hand. Seit 15 Jahren also spielt das Quartett in der gleichen Formation. Auch wenn Marta Jandová als Frontfrau und Leadsängerin die Stage klar dominiert, so bezieht sie die Band immer wieder aktiv mit ein, verweist gerne darauf hin, wenn ein Song von jemand bestimmten in der Band geschrieben wurde und generell merkt man der Band an, dass sie eine Einheit sind, wie eine kleine Familie. Es werden Scherze gemacht – über sich selber oder irgendwelche Missgeschicke und Peinlichkeiten anderer Bandmitglieder. Nie aber im Bösen.

So dann auch nicht, als Marta kurz mal den Text vergass, sich nicht mit etwas «lalalala» über die Runden retten wollte und nach einem zweiten Anlauf – «Ich habe doch gar nicht viel getrunken…» – kurz hinter die Bühne verschwand, um sich etwas zu fassen und sich die Lyrics nochmals anzuschauen. Thorsten und Julian konnten es dann beim nächsten Song nicht lassen, Marta zu fragen, ob sie den Text davon wenigstens kenne. Gerade dieses Spiel innerhalb der Band lässt auch den grössten Kritiker über so einen Faux-Pas hinwegsehen, bereicherte er doch schlussendlich den Abend.

[su_quote]Im sechsten Monat merkte ich dann, dass ich gar nicht fett war…[/su_quote]

Ein ganz besonderer Moment war I Could Die Happy, ein Song, den vor allem Eltern so richtig zu schätzen wissen werden, und davon gab es im Publikum mindestens zwei Anwärter. Marta hat es für ihre Tochter Marie geschrieben und man hört ihre Freude über ihr Muttersein in jedem Ton. Ein unglaublich emotionales Lied über den profunden Einfluss, den ein so kleines Bündel Mensch auf sein eigenes Leben hat. Ganz grosses Kino.

Doch nicht nur die Musiker lieferten grossartige Arbeit ab, auch der Bühnenaufbau passte perfekt zur akustischen Umsetzung und zur Location und auch Sound- und Lichttechniker setzen die Musik perfekt in Szene. I could die happy right now…