Geburtstag mit Freunden

Unweit des Bodensees gibt es eine kleine musikalische Oase, in der man immer wieder bekannte und unbekannte Künstler zu hören kriegt. Diese Oase heisst s-ka und liegt in Altnau TG. Wir waren beim zehnjährigen Jubiläum dabei.

Zehn Jahre sind in unserer schnelllebigen Zeit schon eine kleine Ewigkeit. Wenn etwas, das man selber erschaffen hat, so lange Bestand hält, dann ist das ein guter Grund für eine grosse Feier. Das dachten sich Markus Bögli und Anne de Cuveland vom s-ka in Altnau ebenfalls und zelebrierten das Jubiläum mit einem Tag voller Musik. Passend zum Alter des Lokals fanden zehn Konzerte statt.

Den Anfang machte Lokalmatadorin Vero Nika. Wenn sie nicht gerade singt, trifft man sich öfters hinter der Bar des s-ka an. Coversongs sind immer so eine Sache. Wenn man sie nicht mindestens so gut singt wie im Original oder ihnen ein neues Leben einhaucht, bleibt nur ein billiger Abklatsch. Diese Gefahr besteht bei Vero nicht. Ihre Versionen klingen, obwohl nur mit Gitarre begleitet, stets so gut wie die Originale. Was diese junge Künstlerin aus ihren Stimmbändern herausholt, ist unglaublich. Wenn sie Je Veux singt und man die Augen schliesst, könnte man meinen, ZAZ hätte spontan den Gesang übernommen. Genauso verhält es sich bei den Covers von Four Non Blondes, Amy Winehouse oder gar Ben E. King’s Stand By Me. Leider weiss man am Ende ihres Auftrittes nicht, wie Vero selber klingt, da sie ihre Stimme jeweils zu sehr der Klangfarbe des ursprünglichen Künstlers anpasst. Es wäre interessant zu hören, wie eigene Songs von ihr klingen würden. Wer weiss, vielleicht überrascht sie dereinst mit ein paar eigenen Liedern. Es wäre schade um dieses Talent, wenn nicht.

Der Auftritt von The Two Romans, zweier Brüder, die ursprünglich aus Rom stammen, mittlerweile aber Thun unsicher machen, verzögerte sich wegen technischer Schwierigkeiten ein wenig, was dank guten Getränke- und Essenangebot kaum jemanden störte. Als dann endlich alles so funktionierte, wie es sollte, legten Samuele und Matteo los und überzeugten vom Start weg alle Besucher mit ihrer Musik. Die beiden aus Rom stammenden Brüder leben seit zwölf, resp. sieben Jahre in Thun und spielen normalerweise mit ihrer Band. Doch schon zu zweit, Matteo an der Gitarre und beide gemeinsam am Gesang, transportieren sie die Emotionen ihrer Songs direkt in die Herzen des Publikums. Sie singen extra nicht auf Italienisch, weil sie dann nach eigener Aussage immer nur Schnulzen schreiben würden, doch man kommt nicht umhin, sich zu fragen, wie viel Gefühl sie zusätzlich in ihre Stimmen kriegen würden, wenn sie in ihrer Muttersprache singen würden. Eine eingehende Betrachtung ihrer Musik folgt demnächst hier auf Negative White und wer das sympathische Gespann gerne mal live erleben möchte, der sollte am 6. Oktober ins s-ka nach Altnau kommen, wo sie mit ihrer kompletten Band auftreten werden.

Über Liv Summer müssen eigentlich keine Worte mehr verloren werden. Die aufgestellte Zürcher Singer/Songwriterin verzauberte mit ihrer charmanten Art schon das Publikum quer durch Deutschland bis nach Hamburg. Darum verweisen wir hier lieber auf ihre nach ihr benannte EP und auf das Interview, das wir am Stars in Town mit ihr führten.

[su_youtube url=“https://www.youtube.com/watch?v=XRGUhX3XE-U“]Video You Never Can Tell (Youtube Link: https://youtu.be/L-Ds-FXGGQg )[/su_youtube]

Der zweite Auftritt von Vero wurde spontan zu einer Jam-Session umfunktioniert, da Cloverleaf brogues, die eigentlich wegen einer Verletzung ihres Gitarristen nicht auftreten konnten, kurzerhand doch noch auf die Bühne kamen und diese mit Vero teilten. Dadurch erhielt der Sound mehr Tiefe und die Nummern entwickelten mehr Eigenleben und einen Hauch Irish Folk.

Die Coverbands Jäck Jönes und Rappelkiste waren ideale Besetzungen für den langsam fortgeschrittenen Abend. Sie vermochten zwar musikalisch nicht so zu überzeugen wie die anderen Künstler, sorgten aber dennoch für gute Stimmung. Die Art von Musik, die man gerne für Feste bucht. Kommt beim Durchschnittspublikum gut an, besitzt aber leider keine Ecken und Kanten, sondern bringen einfach einen Hit der 70-90er nach dem andern zum Besten. Nichts für Music-Aficionados, die gerne etwas neues hören, aber solide genug, das auch diese genüsslich ihr Bier fertig trinken.

Das Highlight des Abends war aber ganz klar der Isländische Troubadour Svavar Knútur. Man kann diesen Künstler nicht einfach auf seine Musik reduzieren. Nein, er ist gleichzeitig auch ein begnadeter Entertainer, der, nicht zuletzt wegen seines tiefschwarzen isländischen Humors und seiner Eigenheit, sich selber gerne mal auf die Schippe zu nehmen, für wunderbar komische Momente während seiner Auftritte sorgt. So erzählt er gerne von einer schwedischen Studie, die belegen soll, dass Musik gesünder sei als Sport und er sich darum als Health-Troubadour sehe, da er wolle, dass seine Zuhörer länger leben und so häufiger an seine Konzerte kommen und seine Alben kaufen können. «I’m a greedy fucker», meinte er schelmisch grinsend. Viele seiner Lieder singt er auf Isländisch – einer Sprache, die kaum jemand hier versteht – wodurch der Text, der Gesang zu einem weiteren Instrument wird und die ausgelösten Emotionen komplett im Vordergrund stehen. Zum Thema Emotionen hat er aber auch noch eine Story auf Lager: [su_quote]If you ever get the romantic idea of having sex on an Icelandic mountain, remember it is very cold. Bring a blanket. Then bring another one. And wear long woolen underwear with a hole in the middle…[/su_quote]
Svavar zerstört aber nicht nur romantische Ideen, er singt mit seiner samtweichen Stimme auch wunderschöne Lieder über Weltschmerz, Waldeinsamkeit und Wanderlust. «Das Leben muss weh tun, wenn man ein Singer/Songwriter ist. Sonst nicht. Aber als Singer/Songwriter schon. Gern geschehen.» Er ist einer jeder Musiker, die zwischen den Songs Anekdoten erzählen können, ohne dass einem das Gefühl überkommt, dass sie den Gig nur aufblähen wollen. Im Gegenteil, seine Intermezzi erläutern seine Musik und wie er an sie herangeht. Etwas, dass man gerne auch von anderen Künstlern hören würde. Das sympathischste an ihm ist aber, dass er keine Berührungsängste kennt und mit dem Publikum nach dem Konzert gerne noch weiter rum scherzt.

Zehn Jahre gibt es das s-ka in Altnau nun. Wir wünschen ihm und seinem Team erfolgreiche weitere zehn Jahre und das auch weiterhin bekannte Grössen wie James Gruntz, Mia Aegerter oder Florian Ast ihren Weg auf die gemütliche Bühne finden werden.