Leim für gebrochene Herzen

Kaum ein anderer Exponent der gegenwärtigen Musikszene schreibt Songs, die das Prädikat «schön» so sehr verdient haben, wie das Geschwisterpaar Angus & Julia Stone aus Australien. Im X-Tra bewiesen die Herzblutmusiker, dass sie trotz mehr Tumult und Professionalität ihre Wurzeln – die schlichte Genialität ihrer Musik – nicht vergessen werden.

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Angus und Julia Stone (Foto: zvg)

Wer bereits an früheren Konzerten von Angus & Julia Stone dabei war und beobachten konnte, wie sie für fünfzig Leute Gitarre und Akkordeon spielten und scheinbar keinen einzigen Verstärker benutzten, mag zuerst etwas grantig werden, wenn er sieht, wie eine Show heute aufgebaut ist: Nicht die winzigen Klubs Kinski oder Komplex 457 halten her, sondern das X-Tra; da sind noch zwei Menschen mehr auf der Bühne neben ihnen, und, man will es kaum glauben, sogar eine Lichtshow gönnen sich die beiden. Und zum Start hauen sie eine powervolle Version von A Heartbreak (Angus & Julia Stone, 2014) rein.

So gut, dass es gar nicht schlecht herauskommen kann

Auch wenn der Vergleich des TagesAnzeigers, Angus & Julia Stone seien die «wahren Stones» (TA vom 28.11) vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist, bleibt eines klar: Diese Stones sind dabei, sich ganz tief in der Musikgeschichte zu verankern. Ganz zu schweigen davon, dass beide mit aussergewöhnlichen Stimmen gesegnet sind, die absolut unverkennbar sind, findet sich in den einfachen, direkten Texten eine Weisheit und eine Alltäglichkeit wieder, die ihresgleichen sucht. Eine schier unglaubwürdige Symbiose aus grenzenloser Naivität und absoluter Empathie zeichnet Songs wie For You (Down The Way, 2010) aus:

„If you love me | I will make you a star in my universe.“ (For You)

Doch wirklich herausragend sind sowohl die Strophen, die sie dazu komponieren, wie auch das grosse Talent, mit dem die beiden Vollblutmusiker diese vortragen; als Musterpassage sei nur auf das Intro zu Devil’s Tears (ebenfalls Down The Way) verwiesen.

Am Anfang war die Musik

Daran liegt es wohl grösstenteils, dass die beiden ein so gelungenes Gesamtpaket abliefern; die Musik kommt an erster Stelle. Die Songs waren anfangs genauso gut – wenn nicht besser – als heute, die frühesten Songs wie Just A Boy, Big Jet Plane und Babylon beweisen dies. Und die Australier sind sich dessen wohl bewusst; denn auch wenn es unumgänglich ist, dass sie aufgrund steigender Popularität in immer grösseren Locations auftreten und dafür das technische Equipment ausbauen müssen, so bleibt es – vorerst – doch beim Einfachsten; ein Sternenhintergrund, blaues oder rotes Licht, einigen musiktechnischen Schnickschnack. Einerseits ist das bestimmt die australische Bescheidenheit; andererseits aber auch genau so viel, und nicht mehr, wie sie brauchen. Denn die Musik ist der Hingucker.

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«No lonely hands grab my suitcase full of nothing | I don’t know why
I don’t know why | You took me in, gave me something to believe in
That big old smile was all you wore.
Girl you make me wanna feel | Things I’ve never felt before
Girl you make me wanna feel | Did I say I’m just a boy?» (Just A Boy)