Let the rain fall – Joshua Radin im abart

Bild: Nicola Tröhler

Am Montagabend füllte sich der eher kleine Raum des Abart stetig mit Personen jedes Alters, die auf einen Abend voller ruhiger Musik und Whisper Rock warteten. Die Stimmung war entspannt und eher ruhig, trotzdem jedoch voller Vorfreude auf den ersten Auftritt des Amerikaners Joshua Radin in der Schweiz.

Die Fans von Joshua Radin mussten sich jedoch noch gedulden, denn vor ihm kam noch die Vor-«Band», die eigentlich nur aus einer Person bestand: Joseph Arthur.

Arthur, der bekannt dafür ist, Verzerrungs- und Schleifen-Geräte zu benutzen, enttäuschte uns in dieser Hinsicht auch nicht. Fleissig schraubte und drückte er an seinen Effektgeräten herum und baute so seine Lieder stetig auf. Begleitet von meist mehrstimmigem Gitarrensound sang er seine eher ruhige Lieder, wobei er seine Stimme oder die Instrumente teilweise stark verzerrte.

Joseph Arthur wurde jedoch nach wenigen Liedern bereits etwas langweilig. Es mag zwar ganz interessant gewesen sein zu sehen, wie er mit den Effektgeräten umging, aber dank den Schleifen wiederholten sich die Melodien immer wieder, was man bei Stücken, die man mit einer normalen Band spielt, in diesem Umfang normalerweise nicht hat. Dazu kam noch, dass Arthur ausser einer kurzen Vorstellung absolut keine Interaktion mit dem Publikum hatte, sondern ruhig seine Stücke vorführte und es beinahe mehr wie ein Vortrag wirken liess als wie ein Konzert.

Einziger Lichtblick am Auftritt von Arthur bildete dann das Stück I miss the zoo, bei dem er, während er sang, noch gleichzeitig eins seiner Bilder auf einer bereitgestellten Leinwand malte. Der Künstler schien sich wohl dabei zu fühlen, sich von seiner eigenen Musik inspirieren zu lassen und vervollständigte das Bild innerhalb weniger Minuten, in denen er sich mit Sprachgesang begleitete. Insgesamt vermittelte er mit diesem Abschluss den Eindruck, dass sein Herz eher bei der Kunst zu liegen scheint als bei der Musik

Dann, nach langem, sehnsüchtigen Warten, kam endlich derjenige, auf den alle gewartet hatten: Joshua Radin. Gleich von Anfang an unterschied sich sein Auftritt deutlich von dem seines Vorgängers, denn er begrüsste das Publikum mit einem stark amerikanisch angehauchten «Züürisch…!». Im Gegensatz zu Arthur scheint ihm die Interaktion mit dem Publikum zu liegen, denn nicht nur hat er sich die Mühe gemacht, einige Brocken Deutsch zu lernen für seinen Auftritt, noch dazu verstand er es, das Publikum mit Spässen, Geschichten aus seiner Kindheit und Erklärungen, wie die Lieder entstanden sind, aufzulockern. So zum Beispiel erzählte er «some of my friends got married really early – ‘cause there’s nothing else to do in Ohio» – also auf Deutsch: Einige meiner Freunde haben sehr früh geheiratet – man kann nämlich in Ohio nichts anderes tun!

Natürlich war nicht nur seine Interaktion mit dem Publikum gut, sondern auch die Musik. Im Gegensatz zu Arthur bewies und Radin, dass auch langsame Musik spannend sein kann. Neben Stücken aus früheren Liedern, die eher langsam und typischerweise «I miss my Girlfriend»-Lieder waren, spielte er auch Stücke aus dem neuesten Album, die deutlich  schneller und funkiger waren. Er spielte sogar ein Lied, das noch auf keiner CD zu finden ist, nämlich Tomorrow’s gonna be better.

Nach den insgesamt anderthalb Stunden regulärer Spielzeit durften natürlich einige Zugaben nicht fehlen, so zum Beispiel Winter und die akustische Version von Where you belong.

Alles in allem ist der Auftritt des selbsternannten «folk’n’rollers» gelungen. Joshua Radin hat Humor, nicht sich selber nicht so ernst, und hat Spass an seiner Musik – und er versteht es, dies alles dem Publikum zu zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr wieder ein Auftritt in der Schweiz folgt – diesmal mit der neuen CD, die er im Januar aufnehmen wird.

 

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