Metal in der Turnhalle

Viel Sympathie für die Bands trotz unterirdischer Soundqualität am Konzert von Papa Roach und Five Finger Death Punch in Winterthur – so war der Konzertabend.

Mit Face Everything And Rise haben Papa Roach ein druckvolles und sehr positives Album herausgebracht, das es auf Jahresende hin in einige Toplisten schaffen wird. Mit diesem Album lassen sie die Reduktion auf ihren einen Überhit hinter sich und zeigen sich als starke Band, die sich positiv weiterentwickelt hat.

Dass der Titeltrack leider nur in gut abgemischter und gemasterter Studioqualität überzeugt, ist schade. Die Live-Version – der Opener des Konzerts am Donnerstagabend, 12. November, in der Eulachhalle Winterthur – verursachte eher Ohrenschmerzen.

Zu den sehr schlecht abgemischten Soundverhältnissen in einer Turnhalle (!) kommen wir noch, denn bei Papa Roach lag es nicht einmal primär daran. Sänger Jacoby Shaddix’ Gesangskünste liessen zu wünschen übrig und eine kurze nachträgliche YouTube-Recherche nach guten Live-Versionen des besagten Titeltracks lassen darauf schliessen, dass er nicht einfach einen schlechten Abend erwischt hatte. Auch bei älteren Songs wusste man zu Beginn oft nicht, was da genau – ein paar Töne tiefer als gewohnt –von einem verlangt wurde, dazu mit zu schreien.

Jacoby hüpfte mit Stachelfrisur und schwarz umschmierten Augen auf der grellbunt beleuchteten Bühne umher und trug ein Outfit, das an ein Lendenschurz-Gewand erinnerte. Insgesamt fühlte man sich bei dem Konzert etwas zu sehr ins Jahr 2000 zurückversetzt. Natürlich ging es einem Grossteil der Papa Roach-Fans anders und vor der Bühne tobte der Pulk auch zur schlechten Soundqualität.

Nun zu dieser. In einer Turnhalle mit diesen Dimensionen funktionieren Messeveranstaltungen ganz gut, eine anständige Tonqualität für ein Metalkonzert hinzukriegen, ist nicht einfach. Dabei gäbe es in der Schweiz sicherlich Alternativen für eine ähnlich grosse Halle, die sich für die Konzerte besser geeignet hätte. Die Tontechniker an diesem Abend schafften es nicht über eine wabernde, Sound-Brühe hinaus, aus der keinerlei instrumentale Feinheiten hervorstechen konnten und aus der man sogar Lieblingssongs erst nach ein paar Takten heraushören musste.

Wie schon bei Papa Roach hielt das einige Fans von Five Finger Death Punch trotzdem nicht davon ab, das ganze Konzert mit zu singen – klar, man macht das Beste daraus. Dabei hatte man Gelegenheit, sich etwas mehr auf das Gesehene zu konzentrieren und es die überschwengliche Spielfreude der Band tröstete darüber hinweg. Während bei anderen Konzerten Bierbecher oder auch schon mal schräge Geschenke an die Band auf die Bühne flattern, landete zwei Mal ein vollständiges Portemonnaie auf der Bühne. Sänger Ivan Moody wunderte sich über den Taschengeldzustupf und machte jeweils den Besitzer ausfindig.

Ob auf den Schultern des unbekannten, aber glücklicherweise massigen und kräftigen Konzertnachbars – ob nebeneinander Feuerzeuge schwenkend oder Arm in Arm schwitzend in der Menge vor der Bühne – man merkte, Five Finger Death Punch-Fans kennen kaum Berührungsängste untereinander. Die Liebe zu dieser Band ist fühlbar. Und als Ivan Moody seine Hände zu einem Herz formte und Richtung Publikum reckte, machte er den grauenhaft schlecht abgemischten Sound mit seiner Sympathie ein klein bisschen wieder gut.