Oomph pur im Kofmehl

Bild: Nathalie Meyer

Am Dienstagabend habe ich mir mal wieder eine Notiz für mich selber gemacht: Das Kofmehl ist ja gar nicht so weit weg von Zürich und könnte öfters besucht werden! Der Grund, wieso ich sogar unter der Woche die vermeintlich lange Reise auf mich genommen hatte, heisst Oomph. Eine Band, bei der er es einfach immer rund geht.

Den Start in den Abend durfte Heldmaschine machen. Eine Neue-Deutsche-Härte-Band, die vom Stil gut zum Oomph passen. Obwohl sie musikalisch, sagen wir mal, wenig anspruchsvoll sind, brachten sie eine gute Stimmung in die Bude. Ein Grund dafür waren sicher die paar Laserstrahlen, die ins Publikum gezündet wurden. So kam der Song Radioaktiv mit einer Handvoll Worte aus und liess die Leute trotzdem abgehen.

Der Rucksack mit den grünen Laserstrahlen war ja schon recht cool, aber trotzdem hätte ich ihnen für solche Songs gerne ein Wörterbuch nahegelegt. Ob es diese Band in der Schweiz weit bringen wird, mag ich zu bezweifeln, aber wie der Frontmann so schön meinte: Tue das Falsche genug lange richtig und dann klappt es vielleicht auch. Immerhin ein wirklich guter Song, der in die Sparte Klamauk gestellt werden darf und ironischerweise von einem Buchstaben lebt, liess auch bei mir gegen den Schluss das Eis noch brechen. Ich sag nur: R.

Oomph tun es schon richtig lange – nämlich seit 1989 – sehr richtig. Die Show im Kofmehl hat aufs Neue gezeigt, wie vielseitig sie sind. Wer musikalische Konstanz sucht, der ist bei Oomph eher falsch. Immer wieder wagten sie sich in neue Gefilde, wobei die meisten ihrer Lyrics hingegen sehr regelmässig in die Tiefe gehen. So haben auch die Songs von ihrem neuen Album Ritual ganz viel Biss und weichen wenig vom üblichen Oomph-Konzept ab: Glaube, Liebe, Tod und Krieg.

200% Dero Goi macht es aus

Oomph haben einfach etwas in ihrer Musik, was mich persönlich berührt. Eine wichtige Rolle und das gewisse Etwas hat da sicher Frontmann Dero Goi. Auf der Bühne erlebt man jedes Mal, wie viel Herzblut er in das ganze Projekt steckt. Er wirkt jede Sekunde zu 200% präsent und bringt jedes Publikum zum Kochen. Am Dienstagabend hat er es für meinen Geschmack mit der Publikumsinteraktion zwar auf die Spitze getrieben, da er nach jedem Lied nochmals Extra-Applaus aus dem Publikum rauskitzelte. Aber abgesehen davon war seine Energie einfach wieder einmalig und liess seine restlichen Bandkollegen im Hintergrund verschwinden. Es machte einfach Spass, seiner verrückten Mimik und seinem Rumgehampel zuzusehen und ich fand mich seit längerem mal wieder selber wild herumspringend im Publikum.

Neben den treibenden Songs verwöhnten sie das Publikum auch mit ein paar ruhigeren Stücken. So gab es nach dem neuen Song Kein Liebeslied natürlich ein Liebeslied: Auf Kurs gefolgt von Das Streichholz, welches mir in dieser Version ganz viel Hühnerhaut verschaffte und mich in die Vergangenheit eintauchen liess. Einen fluoreszierenden Dildo hingegen, den sich Goi gewünscht hatte, tauchte – zum Glück – keiner auf. Nach Handylichtern musste er schon gar nicht fragen, da eh schon die ganze Zeit die Bildschirme oben waren.

Beweise, dass das Oomph-Konzert im Kofmehl echt geil war, hat es demnach auf irgendwelchen Handys und Facebook-Profilen genug. Aber am besten erlebt man ein solches Konzert einfach live, ohne Bildschirm dazwischen.