Parkiert Mitten auf der Bühne: Cro in der Samsung Hall

Bild: Michelle Brügger

Das Geheimnis ist gelüftet: Sein Transportmittel verriet, weshalb Cro eine Maske trägt. Er gab sich auch keine grosse Mühe, dies zu verstecken und parkte sein Raumschiff direkt auf der Bühne der Samsung Hall. Er nahm seine Fans mit auf eine musikalische Reise, auf der sie ihn wortwörtlich begleiteten.

Für einen Donnerstagabend sind erstaunlich viele Kinder und Jugendliche im Saal. Doch was zieht das junge Publikum an? Ist es die Musik, sind es die Texte oder spielt das Geheimnis um seine Identität eventuell auch eine Rolle? Noch immer wird gerätselt, wie  der Mann hinter der Pandamaske aussieht. Dass es ein Panda ist, es aber auch eine Eisbär hätte sein können, ist nach zwölf Jahren auch dem letzten Fan bekannt. In einem Interview von 2014 mit Spiegel Online erklärte er, weshalb er sie trägt:

«Wenn ich den Schutzschild Maske nicht hätte, brauchte ich den Schutzschild des Arschlochseins.»

Cro
Bild: Michelle Brügger

Es macht den deutschen Rapper sehr sympathisch, dass er als Privatmann «Carlo Waibel» keine Vorteile aus seinem Bekanntheitsgrad schlagen und Starallüren vorbeugen will. So bewahrt er sich zudem die Freiheit, sich in der Öffentlichkeit unerkannt bewegen zu können.

Der Countdown läuft

Ein roter Countdown zählt von neun auf null runter. während man die Silhouette Cros bereits erkennen kann. Der Vorhang fällt, er steht in einen Lichtkegel getaucht auf einem Raumschiff. Mit Hi eröffnet er die Show alleine, beim zweiten Song fkngrt erhält er weibliche Unterstützung.

Cro
Bild: Michelle Brügger

Ein Abend mit dem Publikum

Die Kulisse verändert sich immer wieder. Je nachdem wie das Objekt angeleuchtet wird, sieht es mal aus wie ein überdimensionaler Edelstein, ein riesiger Stein, ein Berg, auf dessen Gipfel man sich mal gemütlich hinsetzen und mit leicht gesenktem Kopf seinen Gedanken nachhängen kann.

Cro
Bild: Michelle Brügger

Immer wieder spricht er das Publikum an, fordert es zum Mitsingen auf oder startet eine Umfrage. Er bittet um Handzeichen, wer schon am Tag 1 am Start war. Damals hätte er die Samsung Hall nicht füllen können, soviel ist klar. Einmal splittet  den Saal in zwei Hälften und bezeichnet eine Seite als seine Gangsta Crew. Zwischendurch lässt er die Fans seine Reime zu Ende bringen, die sehr textsicher übernehmen. Aber ihm ist das nicht laut genug. Deshalb fordert er sie auf:

«Lauter! Ihr müsst lauter sein, damit man euch draussen noch hört.»

Bei den Songs Baum und SMS wäre es jedenfalls von Vorteil gewesen, die Lautstärke aufzudrehen. Ein Grossteil der Anwesenden scheint die Gelegenheit zu nutzen, Getränkenachschub zu besorgen oder die Toilette aufzusuchen. Die Halle leert sich, als hätte er bereits mit den Zugaben begonnen und das Konzert wäre nächstens zu Ende. Es scheint ganz offensichtlich kein Lieblingssong der meisten Zuhörer zu sein.

Nicht nur mittendrin, sondern nebendran

Welcher Fan träumt nicht davon, auf die Bühne geholt zu werden und dem Künstler mal ganz nah zu sein? Als Cro diese Frage stellte, schoss der Puls der weiblichen Zuhörer in die Höhe:

«Lust, neben mir am Piano zu sitzen?»

Cro
Bild: Michelle Brügger

Sagt’s, sucht sich eine junge Dame aus und performt mit ihr den Song Slowdown. Für sie scheint es ein Wechselbad von Ungläubigkeit, Spass und Herzklopfen zu sein. Sie singt sogar mit, als sie am Piano sitzen. Sie tanzen miteinander und sie geniesst jede einzelne Sekunde davon. Am Ende des Lieds umarmt sie ihn stürmisch. Irgendwie kommt er an ihr Handy, schaut sich die Alarmzeit ihres Weckers an und meint: «Uh… 5:30! Ich steh‘ nur noch zweistellig auf. Mich triffst du eher so ab zehn». Dann setzt er sich für ein Selfie vor sie hin und verabschiedet sie in die Menge.

Nach einem Medley-Quiz mit den Songs Hey Girl / King of Raop / Kein Benz scheint Cro freudig überrascht zu sein, dass ein Grossteil alle Titel erkannte und mitsingen konnte.

Cro
Bild: Michelle Brügger

Dass er auch spontan auf etwas reagieren kann, beweist er mit einer Degustation, als ihm irgendwer eine Tafel Ovoschokolade reicht. Einen Song später baut er sogar einen Freestylepart bei Einmal um die Welt ein und besingt die Ovomaltine.

Die Interaktion beschränkt sich aber nicht nur aufs Publikum, er scherzt auch mit seiner Band. Bei Rockstar zählt er an, der Drummer setzt bei drei ein. Cro bricht ab und sagt: «Du bist wie so’n Hund, dem man den Ball wirft.»

Encore

Nach Traum verlässt Cro die Bühne, der Saal wird dunkel. Im Publikum werden Selfies geschossen, Organisatorisches bezüglich Garderobe besprochen und ein paar wenige klatschen und rufen nach Cro. Vielleicht dauert es deshalb eine ganze Weile, bis er wieder zurückkommt. Doch bevor die erste Zugabe beginnt, wird das inzwischen obligate Bühnenselfie geschossen. Einziger Unterschied: er projiziert das Bild direkt im Anschluss auf die Leinwand und performt 2kx mit dem Selfie im Hintergrund.

Bei der zweiten Zugabe Victoria’s Secret öffnet die Security schon mal alle Saaltüren. Automatisch leert sich die Halle, aber die meisten kommen bepackt mit ihren Mänteln und Jacken wieder zurück. Am Ende regnet es Konfetti und auch wenn der letzte der 26 Songs auf der Liste Unendlichkeit heisst, ist danach Schluss.