Perlen und weiter Nichts

Die Events des Labels The Graveyard Scene sind stets ein Juwel im Partydschungel Zürich. Mit den beiden Live-Acts Die Perlen und Nichts wurde die «Batmeet» ergänzt. Dazwischen sorgte Djane Gertrud Stein sowie die beiden Inhaber des Veranstaltungslabels Djane Siouxsira und DJ Tom-i für wavigen Sound.

Während im Saal des Jugendhaus Dynamo die Metalheads der deutschen Band Eisregen huldigte (zur Bildstrecke), stieg man mit der Treppe ins Werk21 auch in vergangene Zeiten hinab. 80er-Grufti-Ästethik dominiert das Kellergewölbe. Kerzenschein, Lichterketten, weisse Tarnnetze und ausrangierte Schaufensterpuppen verleihen dem Ort eine düster-romantische Atmosphäre. Das Publikum ist aber vielfältiger, als man annehmen würde. Dezent gekleidete, schon etwas ältere Personen, aber auch bis ins letzte Detail aufgebretzelte Batcaver, wie man die Mischung aus Goth und Punk nennt.

Den Auftakt machte das Berliner Duo Die Perlen. Ein Mix aus frechem Punk und ausgeflipptem Minimal Electro dröhnte durch die Venue. Energiegeladen steigen die Musiker Ferdinand Ess und Katja Hah immer wieder von der Bühne, kicken die zur Deko gehörenden Ballone durch die Gegend. Die Texte des Duos zeugen von einer teils ironischen Ernsthaftigkeit, besprechen aktuelle Themen. Pure Gesellschaftskritik. Doch auch Emotionen spielen in die Songs mit hinein wie in Grossstadtangst:

«Ich habe Angst vor den Menschen in meiner Stadt.»

Die Band Nichts hat einige Jahre auf dem Buckel, was man ihr auf den ersten Blick nicht wirklich ansah. Kein Wunder, hat doch Gründungsmitglied und Gitarrist Michael die Band 2009 mit jungen und frischen Musikern reaktiviert. Zwischen 1980 und 1983 hatte die Band im Zuge der Neuen Deutschen Welle einige Erfolge erzielen können.

Denkt man an die NDW, so fällt einem vielleicht Major Tom von Peter Schilling ein. Doch ganz so beschwingt und schwebend ist der Sound von Nichts keineswegs. Mit der jungen Truppe boten sie Musik an der Grenze zum Punkrock, dominiert von hohem Tempo und der Ausdauer der Sängerin Sabine Kohlmetz.

Die Show von Nichts war geprägt von einem Auf und Ab. Während zu Beginn die Leute noch im Raum verweilten, einige sich zur Musik bewegten, brach die Unterstützung der Publikums vollends zusammen, als der Gitarre eine Saite riss. Es gab einen langen Unterbruch, der von den restlichen Musiker professionell überspielt wurde. Doch der Unterbruch zog sich hin, bis sich auch der Letzte von der Bühne abwandte. Nur noch fünf Personen lauschten den Klängen. Gitarrist Michael Clauss war sichtlich genervt.

Gegen Ende der deutlich gekürzten Setlist gaben Nichts nochmals alles, was in ihnen steckte. Und die Leute folgten ihrem Ruf, der fast wie ein letzter Aufschrei gedeutet werden konnte, ein Versuch, die Show noch zu retten. Glücklicherweise gelang er.

Auch wenn der Auftritt von Nichts eher auf der Strecke blieb, von der Perlen ein Stück weit an die Wand gespielt wurden, bleibt der Abend trotz weniger Konzert- als Party-Besucher in guter Erinnerung. The Graveyard Scene erfreut sich einem übersichtlichen, dafür loyalen Stammpublikum. Etwas, das heute eher selten zu finden ist.

 

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