Am Sonntagabend, 13. Oktober legte die wegweisende Alternative-Rock-Band Pixies auf ihrer Welttournee einen Stopp im Zürcher X-Tra ein. Fans von jung bis alt wollten sich dieses vermeintliche Spektakel nicht entgehen lassen, infolgedessen hatte das Eventlokal bereits Wochen im Voraus Ausverkauf zu vermelden.
Um Hamsterkäufe und überteuerte Wiederverkäufe zu vermeiden, waren die Tickets für die Pixies zum einen auf vier Stück pro Person limitiert und zum andern auch auf Name des Käufers personalisiert und nur mit vorgewiesener ID gültig. Dennoch ging der Einlass rasch voran und drinnen erst einmal angekommen, heizten auch schon die Blood Red Shoes dem bereits zahlreich früh erschienenen Publikum ein.
Geballte Ladung Power von den Blood Red Shoes
Mit den Blood Red Shoes im Vorprogramm gab’s schliesslich auch nicht irgendeine Newcomerband, sondern eine gestandene Rockband, die sich seit ihrer Gründung im September 2004 ein erfolgreiches Resümee erspielt hat. Das Duo Laura-Mary Carter (Gitarre, Gesang) und Steven Ansell (Drums, Gesang) wird live von einer Dame an Gitarre und Bass einem weiteren Mann an Soundpad und Synths und verstärkt. Vor allem letzterer verpasste dem alternativen Rocksound der Blood Red Shoes einen neuen, sphärischen Klang.
Das komplette Quartett war schwarz gekleidet und wurde grün ausgeleuchtet. Damit passten sie farblich mit dem Cover ihres aktuellen Albums Get Tragic überein. Das im Januar veröffentlichte Album ist bereits das fünfte der englischen Band und gibt auch live einiges her. Dennoch fand ich es etwas schade, dass die Band keinen meiner persönlichen Lieblingssongs spielte. Natürlich bringt man in einer knappen halben Stunde eben auch nur sehr wenig Material aus 15 Jahre Bandgeschichte unter. Und wem es ähnlich ging wie mir oder erst gerade auf die Blood Red Shoes aufmerksam wurde, der streicht sich besser rasch den 1. November im Kalender an. Dann spielt das Duo bzw. Live-Quartett nämlich nochmals in Zürich und bittet im Mascotte zum Tanz.
Nachdem die Blood Red Shoes einen guten Eindruck als Vorband gemacht hatte, wartete alles auf die Pixies. Das Publikum hätte nicht durchmischter sein können: Es wurde Deutsch, Spanisch, Italienisch oder Englisch gesprochen, viele ältere Semester waren vertreten, nur wenige im Teenie-Alter, dafür waren die Geschlechter sehr ausgeglichen.
Silhouetten für Zürich
Und dann war es endlich soweit. Das Saallicht wurde gelöscht und die Pixies starteten ihre Show. Obwohl mich ein Freund vor dem Konzert noch warnte, die Pixies seien keine gute Liveband, konnte ich diesen Eindruck nicht sofort bestätigen. Jeder Ton sass und die Soundqualität war von meinem Standpunkt auch absolut in Ordnung.
Wennschon war ich mit dem visuellen Konzept der Show nicht ganz zufrieden. Mit viel Licht von hinten liess auch von nahem von der Band nicht viel mehr erkennen als deren Silhouetten. Cool für eine Konzerteröffnung, aber doch nicht für die ganze Show. Licht von vorne gab es für Black Francis (Gesang, Gitarre), Joey Santiago (Gitarre) und Paz Lenchantin (Bass, Gesang) über lange Zeit nur sehr spärlich. Lediglich der weiter hinten sitzende Schlagzeuger David Lovering war ausgeleuchtet. Etwas fies könnte man behaupten, dass es bei den in die Jahre gekommenen Pixies auch mit mehr Licht nicht schöner anzusehen gewesen wäre, aber dennoch sehe ich mir eben auch gerne die Musiker und ihre Gesten an, wenn ich an ein Konzert gehe.
38 Songs in zwei Stunden
Das Zweite, womit ich mich erst anfreunden musste, war der Fakt, dass die Pixies nicht mit dem Publikum kommunizieren. Keine Begrüssung, keine Songansagen, kein Danke fürs Kommen. Nix. Nada. Niente. Sie liessen halt einfach ihre Musik für sich sprechen und spielten Lied um Lied und das für fast zwei Stunden. Die Länge des Konzerts wiederum gefiel mir sehr gut. 22 Jahre aktive Bandzeit gibt eben auch eine Menge Material her.
Und was für eine riesige Setlist das war! Nicht nur wurden sämtliche Songs vom neuen, im September erschienenen Album Beneath The Eyrie gespielt, sondern auch alle erdenklichen Hits aus der ersten (1986-1993) und zweiten (ab 2004) Schaffenszeit der Amis. Über 90 Songs aus ihrem Back-Catalogue soll das Quartett für diese Welttour einstudiert haben, von denen dann spontan für jede Show eine neue Setlist zusammengestellt wird und sich somit kein Auftritt dem anderen ähneln soll.
Und so fanden an diesem Abend die beiden wohl bekanntesten Lieder der Pixies ihren Platz schon sehr weit oben auf der Setlist. Here Comes Your Man sorgte für strahlende Gesichter im ganzen Saal und nur kurze Zeit später folgte mit Where Is My Mind? ein Gänsehauterlebnis der besonderen Art. Überall wurden die Handys gezückt und lauthals mitgesungen. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass das Konzert noch keine halbe Stunde dauerte und das sinnbildliche Ass im Ärmel bereits auf dem Tisch lag.
Doch Langeweile kam auch in den nächsten 90 Minuten keine auf. Im Gegenteil: Das zu Beginn etwas steif wirkende Publikum taute allmählich auf und in der Mitte begann sich bald ein Mosh-Pit zu bilden, den ich als sehr freundlich und selten wild beschreiben würde. Es wurde eher kollektiv gehüpft, anstatt sich gegenseitig umher zu schupsen und auch da waren wieder unzählige strahlende Gesichter zu finden.
Alles in allem war es ein Wohlfühlkonzert, das sehr zufrieden stimmte. Die Pixies haben es einfach drauf und auch ohne Interaktion mit dem Publikum war eine gegenseitige Wertschätzung zu spüren.