Snow Patrol mit Tiefgang in Dübendorf

Bild: Evelyn Kutschera

Ganze sieben Jahre ist es her, seit Snow Patrol das letzte Mal in der Schweiz waren. Mit dem Ausnahmetalent Foy Vance im Vorprogramm begeisterten sie das Publikum in der Zürcher Samsung Hall. Ein unglaublich gefühlvoller Abend mit Tiefen der zwischenmenschlichen Natur.

Die Lichter gehen aus. Die spärlich beleutete Bühne der Samsung Hall in Dübendorf wird von Foy Vance betreten. Der nordirische Musiker macht sich seit längerem einen Namen in der Schweiz. Seit seiner ersten veröffentlichen Single Gabriel And the Vagabound sind zwölf Jahre vergangen und doch hängt er dem einen oder anderen Serien-Junkie sicher noch im Ohr, denn das Lied wurde in der zweiten Staffel von Grey’s Anatomy als Soundtrack verwendet.

Zwischenmenschliche Missklänge

Die ersten Klänge erreichen das Publikum. Vances Stimme ist magisch und nimmt den Raum – leider für zu kurze Zeit – komplett in ihren Bann. Eine Unart des Publikums kommt hier in geballter Kraft zum Tragen. Sehr laute Unterhaltungen machen aus diesen magischen Momenten ein Business-Anlass-ähnliches Setting und man wartet nur darauf, dass einer sagt: «Mach mal die Musik leiser, ich höre kaum meine eigene Stimme.»

Sehr schade, denn was Vance liefert, ist  in diesem reduzierten Ambiente an Gefühl kaum zu überbieten. Mit dem Album Wild Swan ist er noch immer auf Tour und findet hoffentlich auch ein Publikum, das sein Werk zu würdigen weiss.

Publikumsnähe der besonderen Art

Snow Patrol warten mit einem Feuerwerk der visuellen Eindrücke auf. Handgemachte Musik, die begeistert und geballte Sympathie. Im Hintergrund werden Live-Aufnahmen mit Filtern gemischt, die sphärisch melancholische Gefühle wecken.

Bild: Evelyn Kutschera

Internationales Flair mit ganz viel Nähe zum Publikum macht sich breit. Mit gut acht Millionen verkauften Alben keine kleine Nummer, doch die Briten aus Glasgow bringen etwas Essenzielles mit. Stiltreue, die trotz modernen Beats und Stilmitteln die Wurzeln nie verborgen hält. Post-Britpop und Indie kommen voll zum Zuge. Singende Gitarrenriffs und eine unheimliche Lust am Spiel dröhnen dem Publikum um die Ohren.

Leadsänger Gary Lightbody lässt keine Möglichkeit aus, mit dem Publikum zu interagieren. Das führt dazu, dass ein junger Mann in der ersten Reihe spontan auf die Bühne eingeladen wird. Er darf sich einen Song aussuchen und diesen selber mit einer akustischen Gitarre begleiten. Light up (Run) ist sein Wunsch und er macht das fabelhaft. Der Song wurde oft gecovert, unter anderem von Tre Lux, Damian McGinty und zuletzt 2008 von Leona Lewis, so dass diese Aktion ein besonderes Highlight dieses Konzertes darstellt. Es ist wie eine noch nie gehörte Version – einmalig und exklusiv.

Epische Gefühle

Besonders eindrücklich ist der erste Song vom neuen Album Wildness. Ganze vier Jahre und elf Monate wurde an Life On Earth geschrieben. Im Hintergrund spielen Aufnahmen einer Raumstation mit Blick auf die Erde. Epische Emotionen erfassen den Zuhörer; dieser Song hat definitiv Filmmusik-Potenzial.

Das Konzert ist sehr kurzweilig und eigentlich möchte niemand, dass es fertig ist. Ohne Zugabe entlassen Snow Patrol ihre Fans aber nicht in die Kälte. Mit What If This Is All The Love You Ever Get ist das Erlebnis perfekt. Im Hintergrund blinkt der Songtitel in Form einer schnörkeligen Neonröhre. Melancholie macht sich breit und dem aufmerksamen Fan ist nicht entgangen, dass die Songs des neuen Albums sehr viel mit den Themen zu tun haben, die dafür gesorgt haben, warum wir so lange auf Snow Patrol warten mussten – nicht nur in der Schweiz. Wir erleben einen verliebten Gary Lightbody. Verliebt in das was er tut, denn anders ist das Strahlen in seinem Gesicht mit Blick ins Publikum nicht zu erklären.