Stadion-Rock im ungewollt intimen Rahmen

Ziemlich genau fünf Jahre ist es her, als die Britpop-Legenden Oasis im rappelvollen Hallenstadion eine fulminante Show lieferten. Nur wenige Monate später hat sich Noel Gallagher von der Band getrennt und diese musste sich als Beady Eye neu formieren. Obwohl sie auf ähnlicher Schiene weiter gefahren sind und auch mit dem aktuellen Album «BE» durchaus Stadion-tauglichen Rock spielen, hat sich eines markant geändert: Die Publikumsanziehungskraft.

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Hatte Liam Gallagher mehr Fans erwartet? (Foto: Luca Michelli)

Als es am Dienstagabend für die Basler Band Kapoolas Zeit wurde dem warteten Publikum einzuheizen, bot sich ihnen ein jämmerliches Bild. Vielleicht gerade 200 Leute verteilten sich im viel zu wuchtig wirkenden Clubsaal des Zürcher X-Tra’s. Die undankbare Aufgabe hier Stimmung zu erzeugen, meisterten sie dann den Umständen entsprechend. Sie liessen sich nicht beirren, spielten schnörkellosen Indie-Rock und lieferten ein Set ab von belanglos bis eingängig tanzbar. Mit den gleichen Worten liess sich danach auch das DJ-Set von Paul Gallagher beschreiben. Der ältere Bruder von Liam und Noel hat auf der gesamten Tour den Job inne, mit dem richtigen Sound die Zeit vor dem Auftritt zu verkürzen. Dies macht er überwiegend mit Klassikern à la Kinks, Sex Pistols und Konsorten.
Der Saal füllte sich dann doch noch ein bisschen, schliesslich wurde es allmählich Zeit für Beady Eye. Als die Herren um Liam Gallagher die Bühne betraten, zeigte sich eigentlich schnell zwei Arten von Zuschauern: Die einen, die hier von Beginn weg alles abfeierten, was in den kommenden 90 Minuten auf der Bühne geboten wurde. Sie beteten ihren Gott mit «Liam! Liam!»-Sprechchören an und sangen mit ihm jede Songzeile mit. Und dann gab es das Gros der Zuschauer, welches erst noch überzeugt werden musste, und sich gerade zu Beginn der Show skeptisch gab, als Beady Eye Lied um Lied hauptsächlich vom zweiten Album BE abfeuerten. Ja, der Funke wollte zunächst nicht so recht springen, obwohl eigentlich alles so geboten wurde, wie ich es mir erwartet hatte. Liam, der seit dem Ende von Oasis noch mehr zum Frontman avancierte, gab gekonnt den Alleinunterhalter, sang mit unverkennbar nölender Stimme in seiner charakteristischen Pose mit den Händen hinterm Rücken, während auf der Leinwand bunte Visuals tanzten, wie man sie aus den Beady-Eye-Videos kennt.
Etwa in der Mitte des Auftritts war es dann der Oasis-Überhit Wonderwall, der alle Herzen erwärmte und zum ersten Mal kollektives Mitsingen erzeugte. Nicht nur in den Herzen taute es, auch die Tanzbeine wurden danach allmählich aktiviert, zum Beispiel bei I’m Just Saying oder dem zweiten Oasis-Cover Cigarettes & Alcohol. Dieses Cover war dann auch endlich der zündende Funke, der aufs Publikum überspringen vermochte. Von da an wurden auch Lieder wie The Roller, Start Anew und Bring The Light gebührend gefeiert.
Alles in allem war es ein recht versöhnlicher Abend. Die Routine von Beady Eye und die Asse in ihren Ärmeln, in Form von Oasis Hits, vermochte das Publikum zu knacken und für die recht überschaubare Anzahl Fans, die sich im X-Tra zusammen fand, gab es eine ordentliche Vorstellung in intimen Rahmen.

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