Zürcher Pioniergeist – eine Pflichtlektüre

Mit dem Lehrmittelverlag Zürich verbindet man wohl eher trockene Algebra-Bücher. Doch genau aus diesem Haus kommt eine der spannendsten Porträt-Sammlungen der Schweiz.

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Grossformatig und edel wie ein Bildband aus dem Museums-Shop. So kommt das Buch Zürcher Pioniergeist von Herausgeber Beat Glogger daher. Auf der ersten Seite wird klar, was einen erwartet:

[su_quote]60 Persönlichkeiten, die nach dem Jahr 1900 im Kanton Zürich lebten und wirkten oder von hier stammen. Männer und Frauen, die mit Ideen und Initiative Neues wagten und so Innovationen schufen in Technik, Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur.[/su_quote]

Diese etwas erdrückende Erklärung wird dem Sammelband aber nicht gerecht. Wunderschön aufgemacht und informativ zugleich, kommt man diesen aussergewöhnlichen Menschen näher, ohne staubtrockene Lehrmeister-Sprache über sich ergehen zu lassen.

Hast du gewusst?

Die Porträts überraschen. Weisst du, wer Jakob Ackeret ist? Er hat die Mach-Zahl erschaffen, die Bezeichnung für die Überschallgeschwindigkeit bei Flugzeugen. Oder hast du gewusst, dass das Birchermüesli Max Bircher-Brenner erfunden hat? Oder dass Richard Ernst für die Grundlagen zum Magnetresonanztomografen (MRI) den Nobelpreis erhalten hat?

[su_youtube url=“https://www.youtube.com/watch?v=IaIAkY-laD4″ width=“620″][/su_youtube]

Mit Zürcher Pioniergeist lernt man die unterschiedlichsten Figuren kennen. Die Gebrüder Freitag, die mit ihren Taschen die Welt eroberten. Denise Biellmann, die bekannte Eiskunstläuferin. Michael Näf, den Erfinder von Doodle. Oder sogar Globi, «den ewig jungen Super-Schweizer». Verleger, Musiker, Surrealisten oder einfach Humanisten – Zürcher Pioniergeist vereint sie alle unter einem Buchdeckel.

Abwechslung und Ruhe

Zürcher Pioniergeist begeistert, weil es nie langweilig wird. Mal ist es ein Porträt als Text, kalt geschrieben. Dann kommt plötzlich ein Interview, in denen die mehr oder weniger bekannten Köpfe selbst erzählen.

[su_quote cite=“Santina Russo über Yello“]Ein Geräusch reicht. Oder ein paar Töne – und man weiss: Das sind Yello.[/su_quote]

Hinzu kommt das schöne Layout. Als hätte man «Das Magazin» in Buchform gepackt. Viel Ruhe und Weissraum, kräftige Bilder und eine klare Struktur. Schon für den Augenschmaus lohnt sich der Kauf.

Ganz oder häppchenweise

Das Angenehme an Zürcher Pioniergeist ist auch die Ungezwungenheit. Man muss nicht alle Texte in einem Rutsch durchlesen. Immer wieder kann man sich an einzelnen Porträts erfreuen, etwas über die WC-Ente oder Maggi erfahren. Oder sich in die dunklen Seiten des Lebens mit Tom Gabriel Fischer stürzen. Oder man liest eines der letzten – möglicherweise das letzte Interview mit dem im Mai verstorbenen HR Giger.

[su_quote cite=“HR Giger im Interview“]Es war Timothy Leary, der mich Albert Hofmann vorgestellt hat, kurz bevor dieser mit 102 Jahren gestorben ist. Er hat sogar noch mein Museum in Gruyère besucht, was mich sehr gefreut hat.[/su_quote]

Für Lokalpatrioten und Menschen mit Ideen

Das Buch sei all jenen empfohlen, die sich gerne einen Moment der Ruhe gönnen. Es ist für Neugierige und Sinnliche genau die richtige Nahrung. Aber besonders Lokalpatrioten mögen Gefallen an diesem Buch finden und sich selbstgefällig ob der Zürcher Innovationen auf die Schulter klopfen. Aber letztlich ist es eine Pflichtlektüre für alle. Denn Mut und Innovation sind immer gefragt. Diese 60 porträtierten Menschen können ein glanzvolles Vorbild sein.

Weitere Informationen

Beat Glogger, Herausgeber
Fee Anabelle Riebling

Lehrmittelverlag Zürich
ISBN: 978-3-03713-677-5

zuercher-pioniergeist.ch