Coronavirus: Ein Albtraum für die Kulturbranche

Das Coronavirus hat die Schweiz fest im Griff. Die Eventbranche wird besonders hart getroffen. Ein Kommentar eines Betroffenen.

Coronavirus: Ein Albtraum für die Kulturbranche

Ich befinde mich kurz vor Abschluss meines Musikstudiums und finanziere mich als selbstständig erwerbender Musiker, Gitarrenlehrer und über die Arbeit in einem Club an der Bar. Eine solche Verteilung des Einkommens ist in meiner Umgebung gang und gäbe. Einkünfte variieren von Monat zu Monat und man ist auf möglichst viele Aufträge angewiesen, um Engpässe zu überbrücken.

Bis zu den an der Pressekonferenz vom 13. März 2020 vom Bundesrat angeordneten Massnahmen war die Verunsicherung in der Kulturszene omnipräsent, zumal die bisher geltende 1000er-Grenze schon ein harter Schlag war. Zahlreiche Grossanlässe werden abgesagt. Beispielsweise der Autosalon Genf oder das M4Music Festival, das jetzt erstmal ein Streamingfestival durchführt. Die Zuschauerzahlen an den noch erlaubten Veranstaltungen brachen ein, die Stimmung war verhalten.

Am Freitag, dem 13. kam die Hiobsbotschaft

An der Pressekonferenz brachte der Bundesrat die Hiobsbotschaft für die Kulturszene. Öffentliche Veranstaltungen ab 100 Personen sind verboten, in Bars, Clubs, Restaurants etc. dürfen sich mit Personal nur noch 50 Personen aufhalten. Viele Cubs müssen also ganz schliessen und es wird klar: Performer, Musiker, Techniker und Veranstalter aller Grössen haben jetzt mit schwerwiegenden Ausfällen zu rechnen. Der Musikverband SONART sammelt seit geraumer Zeit Gagenausfälle. Vielleicht gibt es eine Ausfallentschädigung, vielleicht auch nicht.

Für jemanden wie mich heisst das zur Zeit konkret, dass ich auf Reserve lebe. Viele Schüler kommen aufgrund des Schulstops nicht mehr in den Einzelunterricht und alle Auftritte sowie meine Einsätze im Club sind mindestens bis zum 30. April abgesagt. So gut wie alle Einkünfte gehen also verloren. Die einzige Hoffnung ist, dass ich ab Mai wieder als Musiker tätig sein kann und eine Arbeit finde, in der ich mich zwischenzeitlich finanzieren kann.

Der Bund legte ein Budget in der Höhe von 10 Milliarden Franken für wirtschaftliche Soforthilfe fest. Davon sind 8 Milliarden für Kurzarbeiten, 1 Milliarde für Liquiditätsüberbrückungen und 580 Millionen gehen an die KMUs. Doch was ist mit den Selbstständigerwerbenden? Dazu schreib der Bund: «Für den Kulturbereich will der Bundesrat ebenfalls zusätzliche Mittel bereitstellen. […] Damit will der Bundesrat verhindern, dass wiederkehrende kulturelle Anlässe in ihrer Existenz bedroht sind, und insbesondere selbständig erwerbende sowie freischaffende Kulturschaffende in Notsituationen unterstützen.»

Ein konkreter Betrag für die Kulturszene wird nicht genannt. Bundesrat Alain Bersets Kommentar «Die Partyszene muss verstehen, dass sie nun anderes tun muss, als Party zu machen» wirkt fast zynisch und als Kulturschaffender fühlt man sich in seinen Interessen nicht ernst genommen.

Das könnt ihr tun

Wie könnt ihr Kulturschaffenden nun helfen? Viele Musiker überlegen sich – wie das M4Music Festival – Streaming zu nutzen und Konzerte mit Spenden zu organisieren, wie es beispielsweise die Ozelot-Community aus Zürich bereits aufgegleist hat. Eine gute Gelegenheit, eine neue Erfahrung zu machen und sich mit etwas anderem als Netflix zu beschäftigen. Eine andere Möglichkeit ist, bereits gekaufte Tickets nicht zurückzugeben und so die Verluste der Betroffenen zu minimieren.

Der Entscheid des Bundesrats ist vernünftig und nachvollziehbar. Dass nicht mehr zu den Ausfällen der Selbstständigen kommuniziert wurde, ist jedoch enttäuschend.

Florian Sommer. Bild: zvg

Wenn du selbst zu den Betroffenen gehörst, solltest du unbedingt deine Ausfälle melden, um der Notlage mehr Gewicht zu verleihen. Bei grosser Dringlichkeit gibt es zur Zeit bei vielen Spitälern oder Läden Aushilfsbedarf, um so mögliche Ausfälle überbrücken zu können:

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