Vom 19. bis 22. September findet das Reeperbahn Festival in Hamburg statt. Es zählt zu den wichtigsten Treffen der Musikbranche. Wir haben bei Jean Zuber, Geschäftsführer von Swiss Music Export, nachgefragt.
Dieses Jahr findet in Hamburg bereits das 18. Reeperbahn Festival statt. Rund 40’000 Besucherinnen und Besucher werden erwartet. Und im Publikum werden auch über 4000 Menschen aus dem Musikbusiness anzutreffen sein: Promoters, Booker, Veranstalter, Label-Manager. Somit zählt das grösste europäische Club-Festival zu den wichtigsten Branchen-Treffen weltweit.
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Bislang sind auch neun Schweizer Künstlerinnen und Künstler im Programm angekündigt, etwa Black Sea Dahu, Steiner & Madleina oder Marius Bear.
Wir haben bei Jean Zuber, Geschäftsführer von Swiss Music Export, nachgefragt, welche Bedeutung das Reeperbahn Festival für die hiesige Musikszene hat und ob Musikerinnen wirklich präsenter geworden sind.
Jean Zuber, bislang sind neun Schweizer Acts am Reeperbahn Festival angekündigt, darunter Black Sea Dahu oder Marius Bear. Welche Bedeutung hat das Reeperbahn für die Schweizer Künstlerinnen und Künstler?
Jean Zuber: Das Reeperbahn Festival ist eine der besten Gelegenheiten für Schweizer Acts, sich vor internationalem Profi-Publikum präsentieren zu können. Deshalb geben wir auch richtig Gas und ziehen alle Register, damit die Branche die Konzerte der Schweizer Bands besucht. Ziel ist es, für die auftretenden Acts Aufmerksamkeit, internationale Deals, Auftritte und anderes herauszuholen.
Es gibt ja auch noch das Eurosonic, das ebenfalls als Hype-Indikator zählt. Was ist der Unterschied zwischen den beiden Festivals?
Am Reeperbahn Festival sind die Branchenleute näher und meist auch nicht so abgehoben, dass man sie nicht ansprechen kann. Es ist tagsüber eine einzige, riesige Netzwerk-Stimmung mit vielen Showcases und Receptions; bei richtiger Vorbereitung kann man sich mit fast allen gewünschten Leuten treffen. Übrigens gilt das auch für VertreterInnen von Bands, welche selber gar nicht auftreten, sondern nur zum Netzwerken hingehen. Kommt hinzu, dass am Reeperbahn Festival fast das gesamte deutsche Business, welches für die Schweiz eine grosse Bedeutung hat, anwesend ist.
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Hat sich die Präsenz der Schweizer Acts im Ausland verbessert – und wenn ja, wieso?
Dass in den letzten zehn Jahren ein paar starke, international bekannte Schweizer Acts wie Eluveitie, Faber, Zeal & Ardor oder Sophie Hunger aufgetaucht sind, hilft uns bei der Arbeit enorm. Die Schweizer Musikszene wird als lebhaft und vielfältig wahrgenommen, was sich zum Beispiel so äussert, dass viele Festivals planen, einen Fokus auf die Schweiz zu legen. Wir haben ja tatsächlich eine wahnsinnig interessante Musikszene in der Schweiz!
Anna Aaron ist für den Nachwuchspreis «ANCHOR» nominiert. Kannst du die Bedeutung der Nominierung einordnen?
Erstmal ist es eine kleine Sensation: Aus den vielen hundert Acts sind nur genau acht für den Award nominiert. Das bringt ihr dank der Promokampagnen für den Anchor eine grosse zusätzliche Aufmerksamkeit. Zweitens wird sich nebst der top-besetzten Jury auch ein grösseres Publikum dran machen, eine der beiden Shows von Anna Aaron sehen zu können. Die Aufmerksamkeit auf die Anchor-Nominees ist schonmal garantiert. Wir wünschen ihr grossartige Auftritte!
Steiner & Madleina, Anna Aaron, Black Sea Dahu und Evelinn Trouble. Schweizer Musikerinnen sind stark vertreten. Wie hat sich ihre Präsenz in den letzten Jahren entwickelt?
Hierbei sehe ein Auf und Ab und möchte das nicht überbewerten. Aber wir legen selbstverständlich grossen Wert auf eine ausgeglichene Repräsentation der Schweizer Szene. Wir hatten zum Beispiel in den ersten zwei Jahren unserer Kooperation mit dem Reeperbahn Festival nur Frauen im Programm (2009: Sophie Hunger, Heidi Happy; 2010: BOY und OY). Und ich bin zuversichtlich, dass der Anteil an Musikerinnen sehr bald ausgeglichen sein wird, nicht nur an Musikbranchen-Events wie dem Reeperbahn Festival, sondern generell auch bei den grossen Publikums-Festivals.
Was sind die Gründe für die stärkere Präsenz der Musikerinnen?
Braucht es Gründe? Schau dir nur mal die aktuelle Schweizer Musiklandschaft an! Man muss aber offenbar die Leute ab und zu darauf aufmerksam machen.
Das Interview wurde schriftlich geführt.