Das Eurosonic Festival kündigte am 1. März einen Schweiz-Fokus für die nächste Ausgabe im Januar 2020 an. Jean Zuber, Direktor von Swiss Music Export, erklärt im Interview, wie es zur Zusammenarbeit mit dem Eurosonic Festival kam. Und was er sich verspricht.
Es war eine erfreuliche Nachricht für die hiesige Musikbranche: Am 1. März kündigte der Swiss Music Export an, dass man mit dem prestigeträchtigen Eurosonic Festival für einen Schweiz-Fokus arbeite. Das Festival soll 2020 einen besonders intensiven Blick auf unser Musikschaffen werfen.
Das Eurosonic (ESNS) gilt – neben dem Reeperbahn Festival in Hamburg – als wichtiges Sprungbrett für den internationalen Durchbruch. Wir haben bei Jean Zuber, Direktor von Swiss Music Export, gesprochen, was das genau bedeutet.
Jean Zuber, wie kam es überhaupt zur Zusammenarbeit mit dem Eurosonic?
Wir sind seit vielen Jahren in engem Kontakt mit dem Eurosonic Festival. Das Interesse an einem Schweiz-Fokus ist beiderseits schon mehrere Jahre alt. Wie unsere Erfahrungen mit dem Great Escape zeigen, wo wir 2017 Gastland waren, muss man entsprechend gut vorbereitet sein und genügend zeitliche und finanzielle Ressourcen bereit haben. Wir wollen ja nicht ein Pflichtprogramm abspulen, sondern tatsächlich die Schweizer Musik in ihrer Aktualität und Vielfalt zeigen. Wir müssen auch schauen, dass jeder einzelne der vielen auftretenden Schweizer genügend Promo kriegt und etwas davon profitiert. Ausserdem soll die Schweizer Musikszene auch an der ESNS-Conference gebührend im Mittelpunkt stehen.
In der Medienmitteilung heisst es, man wolle mit weiteren Organisationen zusammenspannen. Welche Organisationen sollen an Bord?
Wir möchten die Schweizer Musiklandschaft nicht nur in ihrer Gesamtheit darstellen, sondern wünschen uns auch, dass die ganze Schweiz hinter hinter diesem Projekt steht. Also alle Organisationen, welche Schweizer Musiker*innen, Labels, Agenturen, Medien, Clubs, Festivals usw. vertreten.
Es entstehen Arbeitsplätze – und nebenbei grossartige Musik.
Das Eurosonic gilt als Sprungbrett. Welches Potential rechnest du dir für die Schweizer Musiklandschaft aus?
Wir möchten allen auftretenden Acts die Möglichkeit geben, diesen Auftritt als sinnvolles Sprungbrett nutzen zu können. Ausserdem wissen wir aus der Erfahrung vom Gastland am Great Escape, dass sich das Image der musikalischen Schweiz sehr zum Positiven ändern kann, wenn starke Acts aus verschiedensten Genres im Mittelpunkt stehen. Gleichzeitig präsentieren wir ja auch das Biotop, in dem diese Acts aufgewachsen sind: Dank Schweizer Clubs, Festivals und Labels sind sie überhaupt soweit gekommen.
Wie siehst du die Aussenwahrnehmung der Schweizer Musikszene? Hat sie sich in den letzten Jahren verändert?
Wir stellen fest, dass das Image der Schweiz nicht mehr auf die gleichen zwei, drei Acts reduziert wird. Dank schönen Erfolgen in verschiedensten Genres wie Metal, Electro, Rock oder Pop. Jeder in der Branche hat seinen eigenen Bezug zur Schweiz. Wir sind sehr dankbar dafür.
Ist jetzt auch der Zeitpunkt für die Politik gekommen, die Musikbranche als Markt und nicht «nur» als Hobby oder im Bereich Kunst und Kultur anzusehen?
Wir arbeiten tatsächlich an mehreren Fronten dran, dass die Politik die Musikbranche als Markt wahrnimmt. Es geht ja eigentlich gar nicht, dass Swiss Music Export aus Kulturgelder finanziert wird, damit aber Wirtschaftsförderung betreibt. Gleichzeitig sind wir überzeugt, damit das Richtige zu tun. Wir unterstützen Strukturen wie Labels, Managements und Booking-Agenturen. Dabei wäre mehr Support der eigentlichen Wirtschaftsförderung durchaus erwünscht. Hinter jeder Tournee und jedem Release eines Schweizer Artists steckt ein ganzes Team, eine Firma, welche dafür arbeitet. Es entstehen Arbeitsplätze – und nebenbei grossartige Musik.