«Würde ich diese Frage auch einem Mann stellen?»

Roxanne de Bastion sprach an der re:publica über Sexismus im Musikbusiness. Bild: Janosch Tröhler

Frauen haben in der Musik einen schweren Stand. Sie werden nicht ernst genommen, in Stereotypen gedrängt. Doch das Internet bietet Hilfe und die Musikerin Roxanne de Bastion sieht auch die Journalisten in der Pflicht.

Frauen im Musikbusiness werden oftmals nicht ernst genommen. Sie werden in Stereotypen gedrängt, sind dann vielleicht eine Sekretärin oder eine PR-Verantwortliche. Musikerinnen sind entweder Diven (Adele) oder übersexualisierte Popsängerinnen (Rihanna, Beyoncé), doch selten werden Künstlerinnen nur mit ihrer Musik in Verbindung gebracht.

Häufig findet der Sexismus subtil statt, in Backstage-Bereichen, wo es die Öffentlichkeit nicht mitbekommt. Doch es gibt auch Beispiele, die sich belegen lassen. Etwa die Anzahl Frauen auf dem Cover des renommierten «NME» aus England:

An der «re:publica» in Berlin sprach die Musikerin Roxanne de Bastion zum Thema «Female is not a genre» und umriss kurz den grassierenden Sexismus im Musikgeschäft. Wir haben nach dem Panel kurz mit ihr gesprochen und sie nimmt auch Journalisten in die Pflicht:

Was sind die grössten Fehler, die man machen kann, wenn man über Musikerinnen schreibt?

Roxanne de Bastion: Wenn man nicht über ihre Musik schreibt, sondern über ihr Aussehen oder ihr Image. Es gibt Worte, die spezifisch für Frauen in der Musikbranche bestimmt sind. Im Englischen etwa «feisty».

Ist es ok, wenn man auch bei Männern über das Äussere schreibt?

Das ist genau der Punkt: Wenn es Gleichberechtigung gäbe, würde diese Art zu schreiben nicht mehr auffallen. Es spielt natürlich auch eine Rolle, was für Musik du machst. Wenn du ein aussergewöhnliches Aussehen hast, wird das auch kommentiert.

Was können Journalisten machen, um nicht in diese Gender-Falle zu tappen?

Man sollte sich immer fragen: Würde ich diese Frage auch einem Mann stellen? Oder würde ich das auch so schreiben, wenn es ein Mann wäre? Ganz oft wird dann klar, dass die Antwort darauf ein Nein ist. Männer werden nie gefragt: «Oh, du bist gerade Vater geworden und machst eine Welttournee – wie verbindest du das beides?» Eine Frau wird sowas immer gefragt. Man muss sich daran gewöhnen, dass man Musik mit Musik vergleichen kann und nicht nur Gender mit Gender.

Müssen Musikjournalisten für mehr Gleichberechtigung im Musikbusiness sorgen?

Sie tun schon viel dafür. Es gibt zahlreiche positive Beispiele von unabhängigen Blogs. Es gibt immer mehr Frauen im Musikjournalismus. Aber es muss ein grösseres Bewusstsein für die Verantwortung im Musikjournalismus entstehen. Da geht noch mehr.

Was ist dein schlimmstes Erlebnis im Bezug auf Sexismus im Musikbusiness?

Ganz ehrlich, die schlimmsten Erlebnisse will ich gar nicht teilen. Eine lustige, tragische Anekdote vielleicht: Ich war mal in einem Musikgeschäft und habe mir Gitarren angeschaut. Dann kam der Verkäufer und meinte: «Ah, du möchtest eine Gitarre für deinen Freund kaufen?»