Ich war an einem BDSM-Kaffekränzchen und es war sauglatt

Bild: Dr. Gonzo

Dr. Gonzo war an einer Sadomaso-Gartenparty, liess sich fesseln und beobachtete fasziniert, wie ein Kochlöffel über einem gummierten Arsch kaputt gehauen wurde.

«Sadomaso, Kaffee und Kuchen. Fetischkleidung erwünscht, aber kein Muss.» Das klingt irgendwie schräg. Und sexy. Aber auf jeden Fall klingt es nach etwas, das ich gesehen haben muss.

Lecker Kuchen! Bild: Dr. Gonzo

Der Event steigt im Aussenbereich des Clubs «Schlaflos». Am Abend zuvor hat hier eine reguläre Fetischparty stattgefunden. Für den nachmittäglichen Anlass hat man einige der Sexmöbel ins Freie geschafft. Auf der leeren Tanzfläche läuft in gesprächskompatibler Lautstärke softer Elektro. 

Ich hole mir einen Drink und setze mich draussen auf eines der Sofas.

Fesseln? Ja, meinetwegen, warum nicht…

Schnell komme ich mit einer anderen Besucherin ins Gespräch. Wir reden über lackierte Zehennägel, Badelatschen und Politik. Ein Pärchen schlendert vorbei. Sie kettet ihn an einen Pfosten und zieht weiter zur Bar. Er bliebt natürlich stehen, in Shorts und T-Shirt, die Hände in schweren Schellen hinter dem Rücken.

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Fesseln: No problemo! Bild: Dr. Gonzo

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Der Aussenbereich des Clubs füllt sich langsam und ich sehe ein, zwei bekannte Gesichter. Darunter auch das eines ehemaligen Arbeitskollegen im Priesteroutfit. Er ist mit seinem Partner hier. Hochwürden macht sich bald schon daran, seine Seile an den Metallstreben, die über einen Teil des Aussenbereichs laufen, festzuknoten. Er sucht jemanden, der sich fesseln lässt, aber sein Partner will gerade nicht.

Da ich ihn schon länger kenne, lasse ich mich überreden. Vorher stecke ich die Grenzen ab. Keine Nacktheit, keine Peitschen, generell keine Schmerzen. So gut kenn ich ihn nämlich auch nicht.

Es folgt eine unerwartet witzige Stunde. Die Erfahrung ist tatsächlich nicht so sehr von Erotik, sondern von Humor geprägt. Eine vermeintliche Wespe, die sich als betrunkene Biene entpuppt, sorgt kurzzeitig für Panik, und ich mache mir einen Spass daraus, mich aus den Fesseln zu winden, kaum dass Hochwürden damit begonnen hat, ein anderes Körperteil von mir zu verschnüren.

Als ich schliesslich mit verbundenen Augen in den Seilen hänge, wird mir aber schnell langweilig. Ich krakeele nach einem Mojito, und prompt macht sich ein Herr im rosa Tutu auf, mir einen zu holen.

Outdoor – das gab’s vorher noch nicht

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Bevor ich den Drink bekomme, fängt Hochwürden schon an, mich zu entfesseln. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass meine Hände taub werden. Mittlerweile haben sich doch einige Partygäste eingefunden. Ich unterhalte mich kurz mit Sandra Fessler, einer der Organisatorinnen des Events.

Eine solche Outdoor-Party hätte es vorher noch nicht gegeben, erzählt Fessler. Und wegen der Party vom Vorabend und den vorhandenen Möbeln hätte sich das einfach angeboten. «Die Chancen stehen gut, dass das nicht der letzte BDSM-Kaffee und Kuchen im Garten war», sagt Fessler. «Aber das wird dann endgültig an der nächsten Sitzung entschieden.»

Ich gehe in den hinteren Teil des Clubgartens. Auch hier stehen Sofas und Möbel, durch Büsche von den anderen Bereichen des Clubs abgetrennt. Irgendwo hinter diesen Büschen hat jemand Sex. Ich spähe ein bisschen und sehe durch das Blattwerk hindurch einen Ausschnitt auf einen nackten Mann, der auf dem Rücken liegt.

Habt ihr keine Brennnesseln?

Derweil schwatzt man imm Sofakreis, auf dem ich sitze, über das SM-Möbel, das vor uns steht. Ich mache ein Foto von dem Ding und frage in die Runde, ob sich nicht jemand darauf positionieren mag. Ein Mann in schwarz-gelbem Gummi-Overall stellt sich zur Verfügung. Kaum beginne ich damit, ihn festzuzurren, taucht Hochwürden mit seinem Partner auf. Den Mann in Gummi freut’s.

Der Mann im Gummi-Overall. Bild: Dr. Gonzo

Ich überlasse den Versierten und Dominanten das Feld, die den Mann in Gummi noch mehr festbinden – die Gurte am Möbel reichen nicht, offenbar braucht es noch Seile. Der Mann in Gummi macht derweil vergnügt Vorschläge, er fragt nach Peitschen und Brennnesseln.

Da man beides gerade nicht hat, kommt ein hölzerner Kochlöffel zum Einsatz. Dessen Stil bricht schnell, das Gaudi ist bei allen Beteiligten gross.

Ein verdammt lustiger Nachmittag

Ein anderer Partygast hilft derweil mit seinem Werkzeugkoffer seiner Spielkiste aus. Ich rede derweil mit seiner Partnerin Marianne, die beiden sind extra aus Deutschland angereist. Marianne geht regelmässig an BDSM-Events wie Partys oder Stammtische.

Ich frage sie, ob dieser Event hier irgendwie heraus sticht. Sie meint: «Es ist schon speziell, dass es Outdoor ist. In der Regel ist ja alles Indoor, weil sich die Diskretion so leichter wahren lässt.» Marianne erzählt, sie habe in lezter Zeit vermehrt Freude an Nadeln. «Mein Lieblingsspielzeug ist ein Tapetenigel – natürlich ohne Schützhülle. Die haben mir im Baumarkt extra erklärt, dass es schmerzen könne, wenn man den Tapetenigel ohne Schutzhülle berührt.» Auf diese Erklärung folgt allgemeines Gelächter.

Der Mann in Gummi wird inzwischen befreit. Die Stimmung ist locker, freundlich und gesellig, aber nicht so Eros-geschwängert, wie ich mir das ursprünglich vorgestellt habe. Aber das macht nichts. Ich hatte den ganzen Nachmittag über ein Heidengaudi. Sollte der Event erneut stattfinden, gehe ich gerne wieder hin.

Ach ja, das ist ein Tapetenigel: