Die Schweizerin und die Lederhosen oder: Routine tötet die Kreativität

Ich habe gehört, Routine tötet die Kreativität, also fange ich erst gar nicht damit an…

Bild Routine

Seit dem Kunststudium in Regensburg sehen meine Tage eigentlich immer anders aus. Ich werde sogar jeden Morgen von einem anderen Sänger geweckt. Da ich jeden Tag zu einer anderen Uhrzeit an der Uni sein muss und daher verschiedene Wecker auf dem Handy habe. Vielleicht kann man es als Routine sehen, dass ich mir immer die Haare für den Tag flechte, währenddem der Wasserkocher vor sich hin wackelt und immer mehr Wasserdampf in die Höhe steigen lässt. Bis ich ihn dann von der Steckdose nehme und mir die schwarz-braune Brühe in die Tasse giesse. Doch ich würde sagen, ich bin immer noch kreativ, denn ich trinke meinen Kaffe jeden Tag aus einer anderen Tasse.

[su_quote cite=“Max Goldmann, österreichischer Theaterregisseur“]Immer dann, wenn man spürt, dass Routine sich einschleicht, sollte man etwas Neues machen.[/su_quote]

Meine Kreativität ist noch nicht tot, denn…

Ich esse nicht mal jeden Tag das Gleiche zum Frühstück; mal ist es ein Stück Kuchen, dem ich am Vortag in der Bäckerei nicht widerstehen konnte. Mal ein Stück Brot, von dem ich nach dem zweiten Tag oftmals schon genug habe, da es mir hier in Deutschland einfach immer zu wenig knusprig ist, auch am Tag, an dem ich es gekauft habe. Es half auch nichts, jede Woche in einer anderen Bäckerei ein Brot zu suchen, denn auf die Frage «Welches von Ihren Broten ist knusprig?» habe ich von der Bäckerin immer das Baquett empfohlen bekommen oder ein St. Gallener Brot, wo mir schon die Spucke wegbleibt, wenn sie es so nennen. Denn es heisst St. Gallerbrot und auch nicht Züricher Geschnetzeltes sondern Zürigschnätzelts…  Aber wir sprechen ja nicht von den Routinen des «sich Aufregens», was ich hier übrigens sogar weniger mache als in meiner Heimat. Denn hier kann man noch so aus der Reihe tanzen, man nimmt es dir nicht übel. Die Menschen haben hier nicht diesen «Zürcher-Scanblick», wo sie dich von oben bis unten begutachten und deinen Marktwert auschecken.  Hier kann man mit den Hausschuhen und Trainer aus dem Haus und keiner schüttelt den Kopf. Daher fällt bei mir schon mal meine «Rausputz-Routine» am Morgen weg. Ich gehe einfach so aus dem Haus wie es mir gerade passt. Nun des Öfteren in Lederhosen, da dies gerade meine einzigen kurzen Hosen ohne Farbspritzer sind; ein kleines Übel, das man als Kunststudentin mit sich rumschleppt.

Meine Kreativität ist noch nicht tot, denn…

Auch Mittags gibt es bei mir keine Routine. Mal esse ich in der Mensa, mal trage ich mein Tablett in den grossen, mal in den kleinen Speisesaal. Mal esse ich drinnen, mal esse ich draussen unter dem Blätterdach der «Uni-Bäume». Manchmal nur ein Sandwich beim Italiener, der hier auch: Il core del università genannt wird, oder mal Zuhause ein paar Nudeln, da ich für sonstige «Kochlöffel-Schwingereien» zu müde bin. Doch ja, eine Zeit lang habe ich mit einer Auslandsstudentin aus Graz jeden Dienstag in der Mensa gegessen, doch der Kontakt hat sich irgendwie verflüchtigt, da sie am anderen Ende des Unigeländes studiert.

Meine Kreativität ist noch nicht tot, denn….

Auch der Weg zur Uni gestaltet sich immer wieder anders. Für das erste Stück den Berg hoch, am Fernsehturm vorbei, bevorzuge ich den Bus. Wobei ich mich in den frühen Abendstunden auch schon mehrmals damit anfreunden musste, dieses Stück zu Fuss hinter mich zu bringen, da ab 18.00 Uhr nur noch jede Stunde ein Bus fährt. Den zweiten Teil der Wegstrecke zur Uni variiere ich immer etwas. Da gibt es den Weg durch das kleine Waldstück, den man eher nicht mit Musik in den Ohren antritt, da man sonst die Lastwagen hinter einem etwas zu spät bemerken kann. Diese Lastwagen sind da, weil die Regensburger Uni immer im Umbau ist, da sie dauernd erweitert wird und das bei einer Grösse, die gefühlt dem Zugerstadtkern zugleich kommt. Man kann natürlich auch der Strasse entlang laufen und sich den Gehsteig mit den wilden Fahrradfahrern teilen oder man läuft fünf Minuten bis zur übernächsten Bushaltestelle und steigt dort wieder in den nächsten Bus bis zur Uni ein, dies ist dann meistens meine «Regentag»-Variante. Oder man wacht morgens in irgendeinem Wohnheim auf, geweckt von dem «Taubengegurre» und ist froh, dass man nochmals die Augen schliessen kann. Da man heute nicht an die Uni muss, da Wochenende ist und man denkt sich: Zum Glück kommt nach jedem Freitag das Wochenende, jeden Freitag, was für eine geniale Routine. Doch ich habe keine Routine, also fange ich gleich mal an, wie jeden Tag zu sketchen…