stilsicher – «Es wird angezogen, was gefällt»

Der Ausdruck Hipster wird mittlerweile fast jedem zugeordnet, der etwas auffällt.  Was aber steckt eigentlich hinter dem Begriff? Für was steht er wirklich und warum wird er heute in einem so negativen Kontext benutzt? Laura Gubler zeigt einen Stil, der eigentlich so gar nicht in eine Schublade gesteckt werden kann. Auf den zweiten Blick ist er nämlich alles andere als Hipster-Mainstream.

2013-04-07 - Laura Hubler_Stilsicher

kl. Mit einem roten Kussmund und einem off-white Spitzenstirnband lächelt Laura Gubler in die Kamera. Die kleine, stilsichere Frau, weiss ganz genau was ihr gefällt und was nicht. Passend dazu lautet ihr Fashion-Motto: «Es wird angezogen, was gefällt.»
Sie hat ihren Stil gefunden und bleibt ihm treu. Als ich sie das erste Mal gesehen habe, dachte ich sofort an den, seit kurzem omnipräsenten, Begriff «Hipster». Tatsächlich steht der Begriff für junge Leute, die ihre Szeneangehörigkeit durch ihre Kleidung zeigen wollen und sich dabei bewusst vom sogenannten Mainstream distanzieren. Weitere Begriffe, die heute viel zu häufig gebraucht werden sind: «Szeni» oder «alternativ». Man schmeisst mit solchen Ausdrücken nur so um sich und wirft damit alle Betroffenen in einen Topf. Dabei macht es diese Leute doch aus, dass sie anders sind und eben keinem speziellen Stil folgen! Der negative Unterton, der dabei heute immer mitschwingt, könnte als Neid bezeichnet werden, oder aber auch ganz einfach als eine Reaktion auf etwas, das nicht in die Norm passt.

Man sollte aufpassen, dass man kein zu schnelles Urteil über eine Person fällt und so habe auch ich meinen ersten Eindruck revidiert und mein, von der Gesellschaft geprägtes, Bild korrigiert. Als Hipster bezeichnet, sollten Leute werden, die sich verkleiden um möglichst auffällig zu sein. Menschen, die einem Stil nachrennen, um sich zugehörig zu fühlen. Es besteht ein grosser Unterschied zwischen einer Person, wie sie Laura Gubler ist, die einen Stil gefunden hat, der ihr gefällt und ihre Persönlichkeit wiederspiegelt und diesen Leuten. Man tut ihr also unrecht, wenn man sie sofort abstempelt.

Laura Gubler selbst würde ihren Stil als Indie bezeichnen. Dieser Stil entstand, so wie die meisten Moderichtungen, aus einem Musikstil. Der Indie-Look zeichnet sich vor allem durch seine Retro-Optik aus. Dazu finden sich auf Flohmärkten, Secondhand-Shops und Brockenhäusern viele tolle Sachen. Dazu werden dann modernere Sachen getragen, die den Look verjüngen und ihn persönlicher machen. Ein guter Tipp ist es auch immer, mal in den Schrank der Grossmutter oder dem Grossvater zu greifen. Mit wenigen kleinen Änderungen werden die Sachen oft zu einzigartigen Oldschool-Highlights. Laura Gubler trägt zum Beispiel rote Lack-Full-Brogue-Schuhe, ursprünglich nur von Männern getragen.

2013-04-07 - Laura Hubler_stilsicher

Sie lockert den Stil oft durch Hippie-Elemente auf. Informationen dazu findest du im Artikel zum Boho chic. Eines ihrer Markenzeichen, sind ihre roten, vollen Lippen, die immer perfekt geschminkt sind. Zwei Rottöne reichen völlig aus, um zu jedem Outfit stimmig eingesetzt zu werden, sagt sie. «Ab und zu mische ich die beiden auch um eine Farbe dazwischen zu erhalten.»
Farben sind allgemein das Wichtigste in ihren Outfits. Im angesagten Senfgelb wirkt der grob gestrickte Pullover etwas zu gross und verspielt. Genau so sollte er aber sein, denn kombiniert mit der engen Röhrenjeans (wichtig beim Indie-Look) entsteht ein durch und durch harmonisches Bild. Farben und Formen schmeicheln einander. Laura Gubler wählt zwei Farben, die im starken Kontrast zueinander stehen. Die Kombination ist mutig und erfordert eine gewisse Sicherheit im Bereich der Farbkombination. Wichtig ist, dass man sich auf wenige Töne konzentriert und diese sich dann im Outfit wiederholen. Meine Regel lautet: Pro Farbton mindestens eine Wiederholung. Ob im Schuh, im Schmuck (sehr praktisch) oder in sonstigen Accessoires, spielt keine Rolle. Laura Gubler zeigt eine elegante und etwas freche Möglichkeit: Sie krempelt die Hosen etwas herauf, so dass sie etwas zu kurz wirkt (wieder Retro), darunter blitzen perfekt passende, gelbe Socken hervor. Was für einige ein totales No-go ist, macht diesen Look perfekt.

Um ein Mass für gelungene Kombinationen zu finden, gilt es auszuprobieren. Ich kombiniere oftmals zu Hause schlichtweg alles, was ich finde. Es ist wichtig auch einmal Teile übereinander zu ziehen oder zusammen zu tragen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammen gehören. Dabei entdeckt man oft neue Looks, mit spannenden Form-, Material-, Muster- oder Farbkombinationen.

2013-04-07 - Laura Hubler_stilsicher