Blonde Redhead – 3 O’Clock

Bild: Julien Bourgeois

Das 1993 gegründete Dream Pop und Noise Rock-Trio Blonde Redhead meldet sich mit der EP «3 O’Clock» zurück. Die vier neuen Tracks nehmen den Hörer mit auf eine Zeitreise dieser facettenreichen Band aus New York.

Es gibt Bands, die sich stilistisch nicht einfach in Worte fassen lassen. Bands, welche über all die Jahre ihres Bestehens zu etwas Eigenem gereift oder besser gesagt herangewachsen sind. Die es nicht verdient haben plump in ein Genre gedrückt zu werden und einfach im selben Boot mit ähnlich klingenden Künstlern hocken zu müssen. Blonde Redhead ist eine dieser Musikgruppen, die durch ihre Entwicklung eben weit mehr darstellen, als eine bestimmte Art Musik oder ein weiterer Vertreter eines Stils.

Das Trio bestehend aus Sängerin und Gitarristin Kazu Makino und den Zwillingsbrüdern Simone Pace (Drums) und Amedeo Pace (Lead Guitar / Vocals) hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1993 zu einem in Worten und auch mit Händen kaum fassbaren Klangkonstrukt geformt, das vielmehr vereint als verschiedene allbekannte Musikrichtungen. Klar erkennen sich in Blonde Redheads Musik ihre Wurzeln im Grunge und Psych-Rock Bereich, doch über die Jahre und ihre neun Studio-Alben hinweg entstand mit Nu-Gaze, Dream Pop und Wave sowie Alternative Rock Einschlägen eine eigene, beziehungsweise einzigartige musikalische Persönlichkeit. Und all dies lässt sich zusammengefasst bestens auf ihrer neuen vier Songs umfassenden EP 3 O’Clock erkennen.

Blonde Redhead verzaubern seit 1993. Bild: Julien Bourgeois
Blonde Redhead verzaubern seit 1993. Bild: Julien Bourgeois

Genug ausgeholt nun wenn es um die Charakteristika und Entwicklung des Trios geht. Zeit für neue Stücke und einen Blick darauf, wie sich dieses Release in die bunte Geschichte von Blonde Redhead einfügt: Mit 3 O’Clock präsentieren die New Yorker seit ihrem letzten regulären Album Barrágan von 2014 erstmals frische Hörperlen.

Der gleichnamige Titeltrack steht am Anfang dieser rund 22-minütigen Reise durch das klangliche Spektrum der drei Musiker. Der Opener bettet einem über vier Minuten hinweg mit Kazus softer und doch fordernden Stimme, Bläsern und sanften Streichern über treibendem Schlagzeug langsam in das Universum dieses künstlerischen Dreiecks ein.

Nach diesem ersten Eintauchen in diese erfrischende Galaxie folgt mit Golden Light ein mit Streichern und Bläsern verzierter gut siebenminütiger Ritt durch ein Wolkenmeer gesäumt von Hall, gleitenden Gitarren-Läufen und Makinos flüsternder Stimme, welche behutsam zwischen den Instrumental-Teile mit einfliesst. Der Song ist genauso bannend wie auch beruhigend und ebnet den Pfad zu Song Nummer Drei: When Your Mind Wants To Go.

Das dritte Lied im Bunde wird getragen von Lead-Gitarrist Amedeos Stimme und hat rein vom Tempo und Rhythmus her am meisten Drive. Paces Zwillingsbruder Simone verleiht dem Stück ordentlich Boden und verfeinert das gesamte Bild nebst Drums mit verschiedenen Perkussions-Elementen. Es rasselt, scheppert und rauscht schön, wummert dank einem breit gezogenen Basslauf und manifestiert sich in einem Part zwischen Bläsern und einer Pfeif-Einlage. Amedeo spricht den Zuhörer mit seinen Worten direkt an und erfragt den Grund nach dem Du oder Ich. Hinzu kommen die Harmonien der beiden in Milano geborenen Zwillingsbrüder, nicht nur instrumental, sondern hier auch gesanglich.

If it’s not me or you, then why?

Mit Give Give haben Blonde Redhead ein krönenden Abschluss für diese schmucke kleine Sammlung an neuem Output gefunden. Über vier Minuten hinweg wird einem klar, mit welch einer Verspieltheit und breiten Art von Finessen die drei Musiker an ihre Werke herangehen. Das Stück kommt grössenteils ohne irgendwelchen Gesang aus und doch lässt die Band ab dem zweiten Drittel dieses in einen Song eingegossene Outro die breite Auswahl an Rhythmus-, Blas- und Streichinstrumenten für sich singen und zeigt somit, dass auch ohne menschliche Worte dahinter eine herausragende Menge an Botschaft in purer Musik liegen kann.

Das Ende dieses Kurzalbums wird für manche erst der Anfang sein, denn es lohnt sich nach dieser EP sich dem breiten Katalog dieses 24 Jahre bestehenden Trios zuzuwenden, das eben weit mehr ist als eine Band oder ein bestimmtes Genre.

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