Days We Are Even – Head Into The Fire

Auf dem Rückweg vom «Himalaya» hat das Trio Days We Are Even einen zweiten Gitarristen aufgegabelt und lässt nichts anbrennen. Wir haben uns «Head Into The Fire» angehört.

Days We Are Even – Head Into The Fire (zVg)
Days We Are Even – Head Into The Fire (zVg)

Veränderungen im Line-up lassen Fans meistens aufhorchen, wenn nicht gar aufschrecken – was wird mit dem Sound «meiner» Band geschehen? Spielen die noch die Musik, für die ich sie liebe?

Auch wenn sich Days We Are Even vom Trio zum Quartett vergrössert haben, indem sie Sven Wallwork als zweiten Gitarristen neben den «Mighty Muzz» haben, so spielen sie noch immer modernen Metal in der Art von Stonesour und auch die Foo Fighters hört man immer noch etwas heraus. Klar, ein neues Mitglied in der Band wird sich auf den Sound auswirken, so auch bei Sven. Er hat ein wenig Punk in den Mix gebracht und diesen dezent in den bestehenden Sound eingebunden. Herausgekommen ist eine erfrischende Mischung, die sofort ansteckt und nach weiteren Alben schreit.

Doch zunächst wird mal die aktuelle Scheibe Head Into The Fire zerpflückt. Elf Songs sind auf dem Silberling enthalten und auf dreien wird die Band von Gastmusikern unterstützt. Mehr dazu später. Der Opener Synthesis No. 1 steigt gleich mal ohne Rücksicht auf Verluste ins Album ein. Unverblümte Riffs, treibende Percussions mit sauber gesetzten Double-Base Akzenten und darüber der leicht kratzende Gesang von Jo. Dagegen fällt der Einstieg in Rhapsody regelrecht dezent aus, allerdings ist damit auch nach wenigen Sekunden Schluss. Die lockeren Passagen wiederholen sich zwar immer wieder, doch die Gitarren wirbeln ein Soufflé aus harten Klängen in den Raum – Metal Haute Cuisine.

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Mit Summer Ink wird’s dann erst mal wieder ruhig, nicht zuletzt wegen Antonio Parascandolo an der akustischen Gitarre im Intro des Songs. Ein erstes Highlight des Albums. Schwermütige Lyrics und fordernde Gitarren dezent unterstützt von York am Drums. Deutlich basslastiger geht Untouchable danach ins Rennen. Der Gesang von Jo setzt sich hier wunderbar über das solide Fundament der Instrumente und auch die Einlagen, die an Rap erinnern, werden von den Gitarren sauber akzentuiert.

Invade/Exploit erinnert zu Beginn stark an Paradise Lost, allerdings wechselt die Musik ab der ersten Minute klar zum DWAE-Style, während der Gesang weiterhin die Qualität von Nick Holmes beibehält. Noch düsterer wird’s bei What Is It To You, wobei die Melancholie von Nu-Metal Einflüssen aufgelockert wird. Ich persönlich kann mit der Sprechgesangseinlage nicht so viel anfangen, allerdings hab ich auch so meine Probleme mit Nu-Metal. Für mich ist das eher Nix-Metal, aber wem’s gefällt, der wird auch diesen Song mögen.

Ein ganz anderes Kaliber ist dann allerdings Glass und dafür gibt es einen klaren Grund: Momo Solyom! Nach gut eineinhalb Minuten bietet ihre Stimme derjenigen von Jo Paroli und weist sie knallhart in ihre Schranken. Ohne aufdringlich zu wirken, schneidet sie durch den Klangteppich und zwingt Jo ins Growlen, aber auch damit kann sie ihr nicht konkurrenzieren. Momo dominiert trotz ihrer kleineren Rolle den Song total.

Hey Operator ist ein kurzer Stop-Gap Song im Stil von Green Day. Macht Spass, geht gut ab, ist aber zu kurz, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Nach dem Intermezzo folgt mit Royal eine wunderschöne Ballade. Auch hier hilft Antonia Parascandolo mit der klassischen Gitarre aus und verleiht dem Song so noch mehr Tiefe. Hier ist auch der Punk-Einfluss von Sven am Stärksten spürbar, nicht zuletzt wegen den  Zeilen:

Kings don’t rule
They’re falling.

Zum Abschluss des Albums knallen Days We Are Even mit Mockery nochmals einen Crossover-Kracher raus. Der kreischende Gesang der Gitarren stellt einen starken Kontrapunkt zu den harten Lyrics dar und York hämmert gnadenlos den Beat nach Hause. Einer der ganz grossen Tracks des Albums. Und dann kommt mit Lucky Luke noch der Rausschmeisser. Wenngleich auch die Arbeit am Schlagzeug bei diesem Song ein echtes Highlight darstellt, wäre es für das Stück einfacher gewesen, sich eigenständig zu beweisen, wenn es in der ersten Hälfte des Albums geführt worden wäre. Nach zwei Krachern wie Royal und Mockery fehlt es ihm irgendwie an Tiefgang, obwohl Lucky Luke ein echt guter Song ist. Zwischen Intouchable und Invade/Exploit wäre er aber möglicherweise stärker zur Geltung gekommen.

Wenn man ehrlich ist, und die Reihenfolge der Songs als (einzigen) Kritikpunkt hinzuziehen muss, darf man auch einfach sagen, dass Head Into The Fire eine verdammt gute, abwechslungsreiche Metalscheibe ist, die sich jeder Headbanger definitiv Fall mal anhören sollte. Die verstärkten Punk-Einflüsse, die sicherlich auch ein wenig auf Sven Wallwork zurückgehen, haben dem Sound frischen Wind verliehen, ohne die Charakteristik der Band zu verlieren.

Wieso allerdings Momo Solyom nicht mit an der CD-Taufe war, ist für mich unentschuldbar. Glass ist das absolute Highlight des Albums und wenn man sich nur einen Song davon anhören will, dann diesen.

Release:
17. Oktober 2014

Label:
Sonic Revolution

Tracklist:
01 – Synthesis No. 1
02 – Rhapsody
03 – Summer Ink
04 – Untouchable
05 – Invade/Exploit
06 – What Is It To You
07 – Glass
08 – Hey Operator
09 – Royal
10 – Mockery
11 – Lucky Luke