Denn sie wissen nicht, was sie tun?

Als die Schweizer Metal-Band Eluveitie ihre Partnerschaft mit Honda auf Facebook verkündete, fragten sich die meisten: Beginnt jetzt der grosse Ausverkauf?

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Honda und Eluveitie spannen zusammen. (Foto: Honda Schweiz)

Ich mag Eluveitie. Ich höre ihre Musik gerne, kaufe ihr Merchandise, gehe an ihre Konzerte. Ich habe Chrigel zweimal zum Interview getroffen und mit ehemaligen Musikerinnen und Musikern der Band gesprochen. Eluveitie sind mir sympathisch. Und deshalb fürchte ich das Schlimmste.

«What the fuck?!» war das erste, das ich dachte, als ich die Promo-Fotos von Eluveitie und Honda auf Facebook sah. Screenshot – gleich an die Kollegen weiterleiten. Doch da kursierten bereits Memes.

Mit dem Song The Call of the Mountains haben Eluveitie bereits viele ihrer Fans vor den Kopf gestossen. Zu poppig, zu kommerziell und – böse gesagt – zu viel Schlager. Nun gut, dass die Metal-Szene stets mit Abneigung gegen jeden Schritt Richtung Mainstream reagiert, ist kein Geheimnis. Und nach über zehn Jahren Bandgeschichte überlegt man sich wohl, wo die Reise hingehen soll. Von der Kunst, der Musik gut zu leben, ist schwierig. Aber wer würde es ihnen nicht gönnen? Vielleicht sind Eluveitie an einem Wendepunkt angelangt und wenn da Honda anklopft, sagt man sich: «Hey, wieso nicht?»

Ich habe The Call of the Mountains als veritablen Ausrutscher auf dem Album Origins angesehen. Ein Experiment. Doch mit dieser Honda-Partnerschaft lehren mir Eluveitie das Fürchten. Böse Erinnerungen werden wach, Erinnerungen an Unheilig.

Auch der deutsche Düster-Barde, der Graf, rechtfertigte den Schritt in die breite Öffentlichkeit mit dem Wunsch, seine Familie mit der Musik ernähren zu können. Zuvor gehörte er zehn Jahre dem «gothischen Untergrund». Kurz darauf spielte er die Bordsteinschwalbe für RTL2 und sang mit Helene Fischer im Duett. Nun hat er seinen Rücktritt vom Thron angekündigt. Ein tiefer Fall…

Was können Eluveitie aus dem Beispiel Unheilig lernen? Der Mainstream ist launisch, ein Kind mit ADHS, das ständig umher rennt und nach einer neuen Attraktion sucht. Es ist verlockend, dem Kind nachzuspringen. Hat man erst mal begonnen, zu laufen, ist es schwer, wieder damit aufzuhören. Doch man wird es nicht einholen und irgendwann erschöpft aufgeben. Dann wird man ernüchtert feststellen, dass einem die über Jahre aufgebaute, treue Fanbase nicht gefolgt ist.

Ich wünsche Eluveitie von ganzem Herzen, dass ihnen das nicht passiert.