Die gute Seite des Mondes

Wieder einmal kommt etwas Grossartiges aus Amerika. Moon Duo liefern ihr viertes Album ab und kreieren einen unglaublich vielseitigen Sound.

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Nur kurz das Synthie alleine und schon geht es los mit voller Wucht. Die Rede ist vom neuen Album Shadow oft the Sun der amerikanischen Band Moon Duo. Für alle, die die Band nicht kennen, hier ein oberflächlicher Beschrieb ihrer Musik: Moon Duo machen Psychedelic Rock. Doch bevor wir uns um die Musik, also um das Album, als solches kümmern, schauen wir uns kurz die Band an. Moon Duo kommen aus San Fransico. Wie der Name verrät, besteht die Band aus zwei Personen.

Der Gitarrist Ripley Johnson und die Keyboarderin Sanae Yamada gründeten die Band 2009. Ripley kennt man möglicherweise von der Band Wooden Shjips. Zurück zu Moon Duo: Das neue Album Shadow of the Sun ist bereits das vierte Album, das letzte erschien vor drei Jahren. Die Band hat sich also Zeit gelassen. Jetzt ist an der Zeit zu prüfen, ob sich das Warten gelohnt hat. Um es Vorweg zu nehmen: Ja, hat es sich.

Moon Duo scheren sich um einen sanften Einstieg. Wir bekommen sogleich zu hören, was diese Band so grossartig macht. Das Grossartige ist das Spiel mit der Wiederholung. Die Gitarrenriffs, die Schlagzeug-Rhythmen, die Synthie-Melodien werden alle bis zum Umfallen oft wiederholt. Auf den ersten Moment mag das unglaublich langweilig wirken, aber das Gegenteil ist der Fall. Denn einerseits lebt Moon Duos Musik von den exzessiven Repetitionen, die Band erzeugt mit den Wiederholungen einen Sog. Die Musik zieht einen mithinein, nimmt einen mit auf ein Reise.

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Anderseits stimmt das mit den reinen Wiederholungen nicht ganz. Je intensiver die Musik gehört wird, desto eher fallen die kleinen, versteckten Elemente auf. Zu den Offensichtlichen gehören Gitarrenelemente, aber hier und da wird anders gespielt, kommt eine Melodieveränderung oder Ähnliches vor.

Das Album ist harmonisch mit einer Spannungskurve aufgebaut. Es beginnt mit einem Knall, doch mit dem vierten Lied namens Zero beginnt die Reise richtig. Gegen Mitte wird die Musik verträumter, gegen Ende wieder lauter. Bei Zero, stellvertretend für die statischen Lieder, bleibt das statische Drumspiel konstant, doch die Melodieinstrumente werden abgehobener, leichter, verträumter. Hier und da wolkenähnliche Musik. Wessen Gedanken bis zu dem Punkt noch nicht abgehoben sind, bei dem wird das spätestens jetzt der Fall sein. Moon Duo schafft den Spagat: Einerseits heben sie ab, doch nie ohne den Boden unter den Füssen zu verlieren.

 

(Foto: zvg)
(Foto: zvg)

Immer bleibt der Bodenkontakt bestehen, sie verabschieden sich nie zu stark von ihrem Ursprung, aber kauen ihn auch nicht neunmal wieder. Mit dem fünften Song ist der Höhepunkt des Träumens erreicht. Nicht umsonst heisst das Lied In A Cloud. In den Wolken befindet sich auch die Band.

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Die einzelnen Spuren der Musik ergeben als Gesamtes eine Wolke. Weniger einen Brei, mehr eine Wolke. Der Gesang (von beiden Bandmitgliedern praktiziert) drängt sich nie auf, er fliesst so dahin. Doch die beiden Musiker brechen die Strukturen immer wieder auf. Gegen Ende der Platte, mit dem zweitletzten Lied Ice, kreiert Moon Duo fast schon Klänge, die sich EDM-mässig anhören. Und nach dem letzten Lied zeigt sich auch das schöne an dem Album.

Die Musik lässt sich nie genau einordnen, weder einer Jahreszeit noch einer Stimmung. Sie ist tanzbar, joggbar, für das konzentrierte Hören ist Moon Duo geeignet, fürs passive Hören ebenso. Wer hingegen traurig ist, wird mit der Band bestätigt, ebenso jene, die träumen wollen. Ob für einen Roadtrip auf staubigen Strassen oder für eine Zugfahrt, während man aus dem Fenster schaut: Das Album ist nie deplatziert.

Vielseitigkeit ohne Qualitätsverlust

Das letzte Lied der Scheibe, Animal, ist eine Überraschung vor dem Ende. Wieder wird am instrumentalen Songwriting nichts gross verändert, der Aufbau bleibt ähnlich. Aber das verzerrte Gittarrenspiel drängt sich in den Vordergrund, zusammen mit den Rock-Orgeln ändert sich der gesamte Klang um feine Nuancen. Ein Überraschung (das Lied ist ein Bonustrack), die wiederum an A Place To Bury Strangers erinnert, aber doch mehr an Moon Duo mit vielen Noise-Einflüssen.

Die Vielseitigkeit wird ohne Qualitätsverlust erreicht, und zeigt, was Psychedelic Rock alles kann, was Moon Duo alles kann. Und die beste Nachricht am Schluss: Am 18. April 2015 spielt die Band im Bogen F in Zürich.

Release
27. Februar 2015

Label/Vertrieb
Sacred Bones Records/Irascible

[su_spoiler title=“Tracklist“ style=“simple“ icon=“plus-circle“]01. Wilding
02. Night Beat
03. Free The Skull
04. Zero
05. In A Cloud
06. Thieves
07. Slow Down Low
08. Ice
09. Animal (Bonus Track)[/su_spoiler]