Groombridge – panic: We are hanging here

Die besten Alben sind diejenigen, die sich immer weiter entfalten, je öfter man sie hört: Die Burgdorfer Band Groombridge stellt nach langer Schaffensphase ihre bisher innovativste Veröffentlichung ins Regal. Wie schon auf dem Vorgänger begegnet man solid gespieltem Indie-Rock, der sich aber seither noch deutlich weiterentwickelt hat. Negative White hat hineingehört und Fragen gestellt.

Immer noch klingen Groombridge, als hätte man Placebo und Radiohead gemeinsam in ein Studio gesperrt. Immer noch ist diese Musik kaum greifbar. Vertrackte Beats und auch für trainierte Ohren ungewohnt psychedelische Elemente wechseln sich ab, um in gittarenlastige Refrainparts zu münden, die von einer unglaublich charakterstarken Stimme getragen werden. Immer noch. Und trotzdem ist nichts wie es vorher war: «panic: We are hanging here…» ist die Fehlermeldung, die deine alte Windows-Kiste ausspuckt, wenn sie nicht mehr weiss wie weiter. So geschehen auch in den Groombridge-Gefilden. Und als die Jungs so ihren PC betrachteten, bemerkten sie, dass er nur sagt, was sie schon alle wissen. Sie waren hängengeblieben in musikalischer Routine, es mangelte an Inspiration. Und das obwohl Groombridge gerade eine Tour durch China hinter sich hatten. Um dem zu entgegnen, warfen sie Gewohntes über den Haufen und begannen, auf neue Arten ans Songwriting heranzugehen. Herausgekommen ist ihre bisher beste Veröffentlichung. Alles selbstgemacht, von den Aufnahmen bis zum Mix. Innovativer als je zuvor entführen Groombridge den Hörer in ein Album, das sich anfühlt wie ein guter Film. Unerwartete Wendungen, beklemmende und befreiende Momente, bis hin zum Showdown.

Frontmann Dyle im Interview:

Eure Texte sind alles Andere als oberflächlich: One day on my knees, you remembered me/that love is/to love my enemies/but I can guarantee/If that’s all that love is/I‘m not good enough for this. Versucht ihr damit bewusst moralisch Stellung zu beziehen? Wie würdet ihr eure Songs textlich auslegen?

Nein, wir wollen nicht Moralapostel spielen. Im Gegenteil, unsere Texte hinterfragen Gegebenheiten und grundsätzliches Schwarz/weiss-Denken. Wir geben keine konkreten Antworten – die haben wir selber nicht! Wir stellen viel eher Fragen.

«If that is all that love is» ist einer der wenigen persönlichen Texte, die sich auf mein Leben beziehen. Ich frage mich in diesem Song, ob ich der wirklichen»Liebe, oder auch dem ehrlichen Begegnen gegenüber anderen Personen überhaupt gewachsen bin. Also nicht dem Gefühl im Bauch nach dem ersten Kuss, wenn alles „sexytime“ ist, oder ich mit meinen Freunden mal ein Bier schnappen geh. Sondern, wenn alles gegen einen läuft, wenn sich die Umstände nicht rosig präsentieren. Was ist dann? Das Frage ich mich.

Was hofft ihr, mit eurer Musik zu erreichen?

Wenn diese Frage kommerziell gemeint ist, dann antworte ich: eigentlich nichts. Was sollten wir den erreichen wollen? Dass sich die Mädels nackt ausziehen? Das wir gratis Bier kriegen oder noch besser, richtig gut Geld damit verdienen? Nein, das war vielleicht am Anfang so. Ich denke mittlerweile sind wir als Band an einem Punkt, da geht es nicht primär darum etwas «zu erreichen», oder berühmt zu werden. Wir sind zufrieden mit dem, was wir machen. Hier! Jetzt! Es ist gut so. 

Was sind eure musikalischen Einflüsse und Lieblingskünstler?

Das unterscheidet sich natürlich von Person zu Person. Ich bin eher so auf der Linie von Jeff Buckley, The Frames, Radiohead oder auch Queens of the Stone Age. Bei Sky darf es aber auch ins Emo-Amerikanische Lager gehen. Sili hört auch mal Metal. Grundsätzlich hören wir aber einfach gerne Musik, bevorzugt Rock.

Wie würdet ihr euer neustes Album panic: We are hanging here stilistisch einordnen? Versucht ihr bewusst auch die internationale Musikszene anzusprechen?

(lacht) Nein, versuchen wir nicht. Wir haben nicht die Absicht jemanden direkt anzusprechen oder besonders international zu erscheinen. Wir machen einfach Musik, die uns gefällt. Wer das wie beurteilt, das interessiert uns nur bedingt – das ist die Arbeit von Musikjournalisten, das zu beurteilen. Für uns ist panic: We are hanging here ein Album, welches auch nach unzähligem Hören in der Produktion immer noch unglaublich Spass macht, live zu spielen. Mission erfüllt. (lacht)

Wie ist eure Meinung zum Schweizer Musikmarkt? Seit ihr froh in diesem Land Musik zu machen oder zieht es euch wie viele andere Alternative-Bands in eine Indie-Metropole a là Berlin, London, Vancouver…?

Meiner Meinung nach gibt es in der Schweiz viele tolle Bands! Tendenziell werden die schweizer Musiker von den Heimischen unterschätzt. Aber das ist überall so, denke ich. In Deutschland haben wir zum Teil auch einen kleinen Schweizer-Bonus. Wir verkaufen ja auch Daten-CDs. (lacht) Uns ist es aber egal ob wir in Hingerägeri oder in London spielen können. Wir wollen spielen. Aber wir touren sehr gerne, und da für uns die Anzahl an Lokalitäten begrenzt ist, versuchen wir das halt auch im Ausland.

Zum Schluss: Das schönste gemeinsame Erlebnis in der Bandgeschichte?

Dieses Interview (lacht), nein – schaut mal bei Youtube auf unserem Kanal vorbei, dann seht ihr selbst, dass es da viel zu viele gibt, um eines rauszupicken. Diese Antwort wird gesponsert von der Miss America-Wahl! Weltfrieden inklusive.

panic: We are hanging here…
Release im Januar 2013

Tracklist
01. Follower
02. Bad With Names
03. Lacking Hope
04. Dancer In The Park
05. Hypnotic
06. In The Woods
07. There Are Trees
08. At Dawn: We Betray The Liars
09. Let The Clowns Moan
10. If That Is All That Love Is
11. The King