Totgesagte leben länger und dies trifft auch auf die französische Post-Punkkombo Joy Disaster zu. Wollten sie sich 2010 an einer Batmeet Party verabschieden und hatten damals gefühlte drei Stunden «the last song» und «the really last song» gespielt, melden sich die Jungs aus Nyon 2012 wieder mit einem neuen Album zurück. Und 2013 legten sie mit «Broken Promises» eine weitere Scheibe nach. Wir haben reingehört.
sax. Ein Album einer befreundeten Band zu rezensieren, ist immer schwierig. Auf der einen Seite ist man der Leserschaft Ehrlichkeit verpflichtet, auf der andern Seite will man seine Kollegen nicht verletzen. Um es gleich vorwegzunehmen, es ist mir bei diesem Album sehr leicht gefallen, denn sowohl das Songwriting als auch die musikalische Umsetzung sind auf hohem Niveau.
Das Album eröffnet mit einem Kinderreim – von einem kleinen Mädchen vorgetragen – und bietet somit schon mal die erste Überraschung. Fordernder Bass und treibende Gitarre ziehen sich durch den gesamten Track und stimmen den Hörer auf die kommenden Songs ein. Doch schon bei Broken Promises wechselt die Spielart. Der Song präsentiert sich sehr roh, dominiert von elektronischen Elementen, ohne jedoch seine rockigen Züge zu verlieren.Der Titeltrack könnte alleine wegen dem Refrain und der Bridge zu einem Evergreen an Partys avancieren.
Mit My Dirty Bride kommt die verspielte Seite zum Zug, mit clever eingesetzten Samples und einer ohrwurmverdächtigen Hook, die einem unweigerlich auf die nächste Tanzfläche zieht. Als Kontrapunkt fungiert Where Is God?, ein philosophischer, schwermütiger Track, der mit einer sehr dominanter Baseline auftrumpft.
Der stärkste Song des Albums ist allerdings Day of Funerals. Langsame, feine Klänge, die sich stetig verstärken und von Melancholie geprägte Lyrics eröffnen den Track und gehen in der Hälfte zu einer herrlichen Instrumentalpassage über, bei welcher man die hervorragende Gitarrenarbeit der Jungs geniessen kann. Sechseinhalb Minuten pures Schwelgen in Erinnerungen und Gedanken. Grossartig.
Generell ist Broken Promises viel härter als die alten Joy Disaster Alben und zeigt einen neuen Weg der Band auf. Die Gitarren haben mehr Gewicht gekriegt, der Punk macht dem Rock verstärkt Platz und dennoch verliert der Sound nichts von seiner Frechheit. Sehr abwechslungsreich, sowohl in der Songauswahl als auch innerhalb der einzelnen Stücken selber, verleitet das Album zum mehrmaligen Anhören und sofortigen Mittanzen.
Release:
4. Oktober 2013
Label:
DARK INDEPENDENT BOOKING
Tracklist:
01 – Angels
02 – Broken Promises
03 – Black Flag
04 – Paradise
05 – Desperate
06 – My Dirty Bride
07 – Poltergeiste
08 – Recycle Bin
09 – Where s God?
10 – Day of Funerals