Al Pride aus Baden
Bild: Lea Huser

Zweifel und Versöhnung

Al Pride präsentieren «Sober by Tomorrow»

Al Pride aus Baden präsentieren hier und heute ihre sanfte Single «Sober by Tomorrow». Ein filigranes Stück, das tief schürft.

Wie klingt der Herbst, diese Jahreszeit der Melancholie und Nachdenklichkeit? Das ist eine Frage, die keine richtige Antwort kennt. Doch Al Pride zeichnen mit Sober by Tomorrrow einen musikalischen Entwurf, der kaum passender sein könnte.

Es war 2013, als eine Band aus Baden AG auf dem Radar und in den Radiostationen auftauchte. Al Pride spalteten damals die Hipster. Einige feierten den hedonistischen Indie-Pop, andere verabscheuten den anbiedernden Sound. Fakt ist: Der Single Red Glasses von Another Color entkam man kaum.

Drei Jahre später folgte dann das Album Hallavara. In seiner Rezension schrieb David Schneider für Negative White: «Was Al Pride in Schweden auf ein Album gebannt haben, ist nicht einfach Indie oder Pop, auch kein Indie-Pop. Kantige Gitarrenriffs sowie Synthie-Läufe mit Wärme und Herz finden sich mal zwischen Shoegaze und wenn Rasseln auf Bläser treffen sogar einem Hauch Soul.»

Leider ist es Tatsache, dass eine Band zu oft nach dem populärsten Song beurteilt wird. Rückblickend ist Red Glasses die wohl schlechteste Möglichkeit, um sich ein Bild von Al Pride zu machen. Insbesondere jetzt, nach zahlreichen Rotationen innerhalb des Bandgefüges, kurz vor der Veröffentlichung des vierten Albums innerhalb einer Dekade, lohnt sich ein frischer Blick.

Klangfarbenfroh

Schon im September bewies die Band, die vom Trio zur achtköpfigen Kapelle gewachsen ist, ihren Facettenreichtum. Kalif Onya überzeugt mit Verspieltheit und wuchtigem Bläser-Einsatz.

Al Pride in Ennetbaden

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Es ist demnach keine Überraschung, dass Sober by Tomorrow beinahe erschreckend anders klingt. Während Kalif Onya die Zehenspitzen im kalifornischen Sand vergräbt, schwebt Sober by Tomorrow durch den welkenden Wald.

Behutsam schichten Al Pride die Instrumente zu einem filigranen Arrangement aufeinander. Im perfekten Gleichgewicht verzahnt das Oktett elektronische Elemente mit den sanften Bläsern. Die akustische Gitarre wirft ein goldenes Licht zwischen den gemächlichen Rhythmus.

Darüber erzählen die harmonischen Stimmen von Veränderung und Selbstzweifeln.

Al Pride erzeugen in Sober by Tomorrow eine Atmosphäre, die den Herbst in all seinen Klangfarben aufnimmt, ohne die Grundstimmung der Reflexion zu vernachlässigen. Es leicht ist, sich in dieser Zeit in den dunklen Winkel seiner Seele zu verlieren, im melancholischen Blick auf die Vergangenheit zu verharren. Doch Al Pride machen es sich nicht so leicht, enden sie doch mit einer positiven Note, mit Optimismus. «Everything will be okay», rufen sie hinaus. Denn Veränderungen brauchen Abschluss und Zweifel die Versöhnung mit sich selbst.