Auf Zehenspitzen unerreichbar

Tim Freitag präsentieren ihre neue Single «Tip Toe»

Bild Achille Lietha

Mit der Single «Tip Toe» fahren Tim Freitag die emotionale Artillerie auf. Die Single zeichnet die Tragik einer zwischenmenschlichen Abhängigkeit nach, die im hoffnungslosen Vakuum schwebt.

Wenn sich in den letzten zwei Jahren eine Tradition bei Negative White herausgebildet hat, dann sind es die Video-Premieren von Tim Freitag. Unser Archiv zählt bereits deren sechs. Angefangen hat alles mit der Single Bruises im Oktober 2017. Seither hat sich die Zürcher Band in keine Schublade stecken lassen – und auf Spotify bereits über 1.3 Mio. Streams angehäuft. Vom Stadion-Rock-Debüt Bruises, über das sanfte Hold On, bis zum absolut hymnischen By Your Side demonstrierten Tim Freitag eine Bandbreite, die rein objektiv tödlich sein müsste: Alternativer Pop, schwelgerische Balladen, kerniger Rock. All das bringen Tim Freitag zusammen – und es wirkt erstaunlich organisch.

Sakrale Kraft

Somit ist jede neue Single von Tim Freitag ein kleines Abenteuer: Man weiss nie, was einen nun erwartet. Doch man kann gleichzeitig sicher sein, dass der Sound sich nahtlos in ihr bisheriges Schaffen einreiht. Tip Toe ist die fünfte Vorab-Single der ersten EP, die am 5. Juli erscheinen wird. Und das Quintett fährt die emotionale Artillerie auf.

Poison the air
You tip toe real slow touch down
Tryina control things that you do
Poison the air
You tip toe real slow touch down
Boy she’s on to you

Erneut demonstrieren Tim Freitag ihr grösstes Talent: Unglaublich ausbalancierte Arrangements; mit einer Fingerspitzengefühl für packende Melodiebögen. Auch Tip Toe hat dieses ganz eigene Ohrwurm-Potential. Dem Song wohnt eine sakrale Kraft inne, unterstrichen durch den einen subtilen aber wirkungsvollen Orgel-Einsatz. So ist die Single an tragischer Qualität kaum zu überbieten.

Bild: Johannes Dietschi

Tip Toe erzählt von zwei Menschen, die in gegenseitiger Abhängigkeit versinken. Komplett abgekapselt von der Aussenwelt, fokussiert nur auf sich selbst, realisieren sie nicht, dass ihre Liebe längst vergiftet auf dem Sterbebett liebt. Doch loslassen ist in dieser Situation längst keine Option mehr. Die beiden befinden sich in einem hoffnungsleeren Vakuum, haben sich verloren. Selbst «to tiptoe» – auf die Zehenspitzen stellen – vermag die sich auftuende Kluft zwischen ihnen nicht mehr überbrücken.