Heute veröffentlicht das Basler Quartett Carvel‘ die neue Single «The Good, the Bad, the Kinda Gross». Das Video feiert heute bei Negative White die Premiere. Doch es ist nicht das einzig Grossartige.
Die Guten, die Bösen, die irgendwie Hässlichen. So heisst die frische Single des Basler Pop-Phänomens Carvel‘. Wie konnte es nur soweit kommen?
Das erste Mal tauchte das Quartett am 1. September 2017 bei Negative White auf. Mit Fall For Me landeten sie damals in den «Songs der Woche». «Sie thematisieren in Fall For Me die Abgründe der Zwischenmenschlichkeit. Die Dunkelkammern der Beziehungen zwischen uns werden in donnernden Electro-Pop gegossen – nicht ohne einen Schuss epochalem Pomp.» So schrieben wir damals über die Band.
Doch die Geschichte der vier Herren beginnt eigentlich 2015. Damals hauten sie mit What’s it all About einen veritablen Hit raus. Einen klassischen Pop-Hauer, der auch heute noch wie warmes Öl ins Ohr geht und kleben bleibt.
Fall For Me von der EP Polarity, die von keinem Geringeren als Gareth Jones (Depeche Mode, MGMT) produziert wurde, war da schon düsterer, ernsthafter – auch in der Thematik selbst.
Plädoyer für mehr Selbstironie
Von der damaligen Wucht ist in The Good, the Bad, the Kinda Gross kaum mehr was zu spüren. Im Gegenteil: Irgendwo zwischen hellem 80s-Groove, modernem Electro-Pop, Hip-Hop-Beats, gefälschten Voice-Samples, Gelächter und Kinderschlagzeug irritiert die neue Single aus der Küche Carvel‘ erst einmal. Der Song wirkt geradezu sperrig bis avantgardistisch.
You’re kind of gross
You’re kind of fun
You’re just perfect just because your filter’s on
Doch diese anfängliche Irritation mündet dann doch in einem Arrangement, das durchaus – wenn auch etwas edgy – als starker Pop-Track bezeichnet werden kann. Verdammt, The Good, the Bad, the Kinda Gross klingt ganz anders, aber hat trotzdem diese ölige Qualität. Doch das ist nicht einmal das Beste am Song. Carvel‘ selbst beschreiben es so:
Wenn Schönheitsoperationen zum Ideal und Selfies zum Job werden, sollte man sich nicht mehr fragen, weshalb die Welt von oberflächlichen Selbstdarstellern regiert wird.
Die Botschaft des Songs ist klar: Ein Plädoyer für mehr Selbstironie. Carvel‘ nehmen unsere gesellschaftlichen Ideal auf die Schippe – aber natürlich mit Humor. Musikalisch überzeugend umgesetzt mit einem überzeichneten Pop-Exzess, visuell absolut brillant illustriert mit dem Video. Carvel‘ gehen als gutes Beispiel voran: Sie nehmen sich selbst nicht ganz ernst und gerade deshalb ist der Song authentischer als vieles, das derzeit unter dem Prädikat «Pop» läuft.