Das Thuner Trio Infinite Hills präsentiert heute bei uns das Video zur brandneuen Single «Mexican Standoff».
Ein «Mexican Standoff» ist ein englischer Slangausdruck, der eine Konfrontation beschreibt, die von keiner Seite gewonnen oder durch offensives oder defensives Handeln einer der Parteien beendet werden kann. So ungefähr definiert Himilce Novas den Begriff im Buch Everything you need to know about Latino history.
In der populären Filmkultur ist der «Mexican Standoff» ein beliebtes Stilmittel. Held und Antiheld stehen sich mit der Waffe im Anschlag gegenüber. Kein klarer Sieger oder Verlierer, aber eine Verhandlung.
Genialer Kontrast
Diese Dualität, diese Verhandlung ist exakt das, was Mexican Standoff von Infinite Hills bestens beschreibt. Es ist ein schwerer, stampfender Rhythmus, der die Szene für die jüngste Single des Berner Trios setzt. Eine Schwere, die sich kaum mit dem Hochsommer vereinbaren lässt. Der Antiheld zum bleiernen Metronom der Drums ist die helle Gitarre. Sie setzt sonnendurchflutete Akzente in den düsteren Beat. Alleine dieser Kontrast reicht, um die Genialität des Songs herauszuarbeiten.
Aber dann setzt dieser Gesang ein, diese dritte Farbe auf der Klangpalette von Infinite Hills. Nicht ganz so akkurat wie die Instrumente, aber dafür umso authentischer. Die Stimme bringt etwas Schmutz in den perfekten Sound, eine ungeschliffenere Atmosphäre, den Duft der Rebellion.
Die Tonalität von Mexican Standoff ist irrwitzig. Infinite Hills, die schon wirken wie eine Boyband aus den 80ern, synthetisieren modernen Indie mit abgründigen Noten à la Joy Division oder den frühen Depeche Mode zu einer Hymne auf das Nachtleben; düster, mysteriös und unberechenbar.
Unvereinbares vereint
Gerade letzteres erfüllt die letzte Vorab-Single des Albums Youth zweifellos. Verweilt der Song doch eine ganze Weile in diesem unentschiedenen Zweikampf zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Eskalation und Depression, siegt am Ende doch das Helle. Oder vielleicht ist es auch nur die unausweichlichen Dämmerung. Jedenfalls eskaliert der Track, vollzieht eine Metamorphose vom Post Punk des 21. Jahrhunderts zum luftigen Pop-Track. Tatsächlich aber ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Das klingt nun – hat man den Song nicht selbst erlebt – wie die vollkommene Wahnsinnstat. Allerdings, und das ist das Kunststück, das Infinite Hills bereits mit Singles wie Flower Days oder Kings of Night and Day (wie bezeichnend!) bewiesen haben, wirkt das Ganze keineswegs forciert. Unvereinbares wird eins. Infinite Hills sind Meister im Auflösen von Widersprüchen – und klingen verdammt gut dabei.