Das Bieler Quintett Edmond Jefferson & Sons präsentiert mit ihrem zweiten Album «The Winter» düster-melancholischen Psychedelic Rock der Extraklasse.
Ein kurzes und rotzfreches Gitarrenlick und schont prescht die ganze Band nach vorne. Mit Schlagzeuggeschepper, bissigen Klampfen und hallendem Schrei von Sängerin Josette Seydoux beginnt die Scheibe. Hotcha – ein polternder und treibender Groove lässt Psychedelic mit Garage flirten. Was für ein Start!
Wilde Hypnose
Fans von The Black Angels, Psychotic Monks und The Kills augepasst: Wer diese Bands mag, wird sich direkt in die nostalgische Athmosphäre von The Winter verlieben. Am 8. März erscheint das Album von Edmond Jefferson & Sons. Die Band, das sind Josette Seydoux, Arno Carnal und Bertrand Vorpe an den Gitarren, Antoine Guerne am Bass und Thibaud Gerber am Schlagzeug. Nach ihrem ersten Rock’n’Roll Album von 2012 nimmt die Truppe nun grosse Schritte Richtung Psychedelic Rock.
The Winter wurde im Winter 2017 aufgenommen und es wirkt, als hätten die fünf Bieler diese melancholische Jahreszeit tief aufgesogen und eiskalt auf Band vertont. Warm anziehen ist allerdings Fehlanzeige, denn The Winter entpuppt sich ebenfalls als explosives Psych’n’Roll-Gebräu und weiss ordentlich in Fahrt zu kommen, wie die Hörer bittersüss zu hypnotisieren.
Teuflische Gitarrenlicks und betörender Gesang
First Race lässt es mit dumpfer Gitarre und polterndem Schlagzeug sofort grooven, teuflische Licks und Schellenkranz lassen einen Black Angels-Vibe auferstehen. Im elektrisierenden Les Botanistes wird mit abgespaceden Gitarren im Duett gesungen, ehe zuletzt ein dröhnend verzerrter Gitarrenschwall die Zuhörer verschluckt. Nach der tristen Ballade The Winter lädt Laïtak mit rumorenden Basslauf einen auf die verwschwitze Tanzfläche ein. Die Scheibe zeigt sich abwechslungsreich und überzeugt mit tollem Bandgroove und feinfühliger Dynamik.
Einen Vorgeschmack auf das kommende Album gibt es mit der Single Helsinki: Melancholische und düster hallende Gitarren treffen auf drohende Kriegstrommeln, welche nichts gutes erahnen lassen. Zusammen mit wummernden Bass und hallendem Gesang steht das psychedelische Klanggebilde. Die beissende Verzerrung der Gitarren frisst sich durch die Gehörgänge, während die betörende Stimme von Seydoux runtergeht wie Schmieröl. Mit zunehmenden Drive wird man immer mehr in die dämmrige Trance gestossen und schliesslich verliert man sich voll und ganz mitten sphärischer Klänge, groovendem Schlagzeug und vertonter Nostalgie.
Psychedelischer Hitzeschlag
Auch wenn die Scheibe mit einer hervorragenden Stimme gänzt, sticht der ebenfalls der einzige instrumentale Track heraus. Lost lässt einen in schleppendem Tempo benebeln, über angezerrtem Bass tanzen spiegelglatte Gitarren und lassen einen viereinhalb Minuten lang in der psychedelischen Sonne einen Hitzeschlag erleiden. Ein weiterer Höhepunkt wird ebenfalls von Zingueria geliefert. Über einem groovigen Schlagzeug toben sich Gitarren, Bass und Gesang aus und schaffen eine mitreissende Dynamik. welche den Song gegen Ende zu einem prasselnden Klanggewitter anschwellen lassen.
Die Scheibe gibt sich basslastig, bissig und betörend. Die englisch-französischen Liedtexte hallen lange nach, den hervorragende und hypnotisierende Gesang zergeht langsam in den Ohren. Man tanzt sich über den perkussiven und druckvollen Rhyhtmusgerüsten in eine düstere und lebendige Soundlandschaft, welche einen nicht so schnell loslässt. The Winter, pure bittersüsse Psych-Melancholie zum Verlieben.