Rund 7’500 Gäste wohnten im Hallenstadion dem Konzert von Fleetwood Mac bei. Die Tour anlässlich des 35-Jahre-Jubiläums des Albums «Rumours» führte die Band in die Limmatstadt. Feierlaune suchte man an jenem Sonntag vergeblich.

jt. Der grösste Respekt soll denen gezollt sein, die sich der Altersheim-Sitzordnung widersetzt haben und sich vor die Bühne stellten, um tanzend mit Fleetwood Mac zu feiern. Da muss man es auch der Security danken, dass sie diese Leute gewähren liessen. Bravo!
War Rumours der eigentliche Grund, weshalb sich Fleetwood Mac wieder auf die Bühnen der Welt begaben, verriet Sänger und Gitarrist Lindsey Buckingham, dass sie sich erneut ins Studio begaben. Der neue Song Sad Angel wurde mit viel mehr Druck als die altbekannten, Hippie-esken Hymnen vorgetragen.
Zwischen den Stücken richtete Buckingham das Wort gerne an das Publikum. So machte er das Ubel des Musikbusiness in wenigen Worten dingfest: Es werde ein erfolgreiches Modell gesucht und dann so richtig gegen den Baum gefahren. Das möge als Geschäftsmodell funktionieren, nicht aber, wenn man ein Künstler sein möchte. Wahre Worte, Lindesy, wahre Worte!
Fuck! – Wo bleiben solche Gitarristen heute?
Trotz der soliden Leistung der Band blieb das Publikum frostig. Ich habe schon eine Meute von hundert Leuten gesehen, die lauter waren. Nun, wer sich die Preise von 85 Franken aufwärts für zwei Stunden Konzert leisten kann, verzichtet wohl gerne mal auf Überschwänglichkeit. Wie spannend wäre es doch, die Bilder von verlorenen Jugendjahren in den Köpfen des Publikums auf der Leinwand zu sehen. Verflossene Liebschaften, halluzinogene Experimente in blumigen Sommerwiesen. Hach, klischeebehaftete Fantasie.
Dass die wiegelnden Sounds von Fleetwood Mac eine beruhigende Wirkung haben, die gerade zum Träumen einladen, mochte sicherlich niemand im Hallenstadion bestreiten. Mit Big Love und dem virtuosen Gitarrenspiel wurden alle brutal aus ihren Gedanken gerissen. Fuck! – Wo bleiben solche Gitarristen heutzutage?
Keine Rettung in Sicht
Nicks brachte dann den Stimmungsknick, als sie ausführlich über die Geschichte von Without You und das Zusammenkommen der Band referierte. Das Steuer musste nochmals kräftig rumgerissen werden. Zum Glück trommelte bald Mick Fleetwood drauf los. Das lahme Publikum schien auch einigen Besuchern nicht zu gefallen. Irgendwo hinter mir schrie es «Wake up!» und «Raise your hands!». Vergeblich. Vor mir kippten die Journalisten vom Tages-Anzeiger und Co. ein Bier nach dem anderen. Da gab es nicht mehr viel zu machen. Das Hallenstadion blieb kalt wie die regnerische Nacht.