Tommigun – Pretenders

Wer Rumplestitchkin mochte und vermisst, wird am neuen Projekt von Frontmann Thomas Devos nicht vorbeikommen. Dieser mischt nämlich mit seiner neuen Band wieder den Kater von diesem Morgen und den Liebeskummer vom letzten Abend zusammen um den einzigartigen Sound zu kreieren, der sich Tommigun nennt.

Cover_Pretenders_Tommigun

Bereits das zweite Album von Tommigun ist auf dem Markt und trotzdem hat hierzulande noch kaum jemand etwas von dieser Band gehört. Befremdend ist dies aber erst, sobald man sich den Sound von Tommigun anhört. Die Belgier präsentieren auf Pretenders wieder schwermütigen Songs mit zum Teil internationalem Format. Tommigun hört sich an wie Kopfschmerzen am frühen Morgen oder wie die Woche nach dem absehbahren Ende einer Beziehung. Nicht traurig. Eher ein bisschen konsterniert, vielleicht auf der Suche nach Besserung. Am besten beschreiben würde es wohl das Bild eines verregneten Sonntags. Grau und schwermütig, aber auch ein Angebot um zur Ruhe zu kommen und zu geniessen. Je länger das Album dauert, umso klarer wird einem, dass diese Songs aus der Feder eines überaus talentierten Songwriters entspringen. Schlichte Arrangements und einprägsame Textzeilen bieten den wunderbaren Soundtrack für eine lange Zugsfahrt oder eben diesen verregneten Sonntag.

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Uptempo findet sich praktisch nie auf Pretenders. Eher spärlich instrumentierte Songs die sich in ihrem Stil schwer einordnen lassen prägen das Album. Wo am ehesten Singer/Songwriter passen würde, drängt sich aber zeitweise auch Post-Rock und Alternative ins Schubladisierungsschema. Die Stimmen von Thomas Devos und Kaat Arnaert ergänzen sich unglaublich gut, trotz des jeweiligen speziellen Stimmcharakters der beiden. Die schönsten Momente auf dem Album finden sich in den Duetten und zweistimmigen Gesangsparts. Oder auch wenn sich Melodien auf befremdliche Weise von bis anhin Angenommenem trennen und ihren eigenständigen Weg durch die Soundlandschaft suchen. So entstehen immer wieder ganz unerwartete Wendungen in der sonst ziemlich trägen Musik, die dem Album definitiv gut tun, und einem dazu verleiten es immer und immer wieder zu hören. «Eigenwilligkeit» trifft auch perfekt die ganze Art, in welcher Tommigun Musik machen. Thomas Devos ist sich nicht zu schade, den Satz «I was your man» erst zu Seufzen, anschliessend zu Keuchen und schlussendlich zu schreien.

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Dies in einem der Schlussparts, die Pretenders nicht nur in leiser Erinnerung halten. Tommigun kann auch laut und wiederspenstig klingen. Und spätestens sobald sich der ultralangsame und monotone Song Sun in my Face plötzlich zu wütendem Bluesrock entfaltet, leuchten des Musikliebhabers Augen. Falls man musikalische Vergleiche sucht, beschreibt man Tommigun wohl am ehesten als einen Damien Rice, der zusätzlich zu der ihm eigenen Melancholie die Songwriting-Künste von R.E.M. und das Tempo von Sigur Ros in seiner Musik vereint. Auch wenn diese Vergleiche wohl etwas hoch gegriffen sind, brauchen sich Tommigun nicht zu verstecken. Den so und nicht anders hört sich gute Musik für etwas schwermütigere Zeiten an.

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Release
8. Februar 2013

Label
Excelsior Recording

Tracklist
01. Gun
02. Harvey Balloon
03. Ride With Me
04. Lost Dear
05. Fodder On Her Wings
06. Moonshine Moon
07. In Slova
08. Crazy Darling
09. Rabbit Ears
10. Sun On My Face
11. Pretenders