Video-Premiere: Melancholie pur mit «In The Cold» von Fabrizio Cammarata

Bild: Dodo Veneziano

Fabrizio Cammarata verleiht der Singer-Songwriter-Gilde neuen Wind: Seine Single «In The Cold» versinkt in Melancholie. Ein wunderschönes Stück Musik.

Als Fabrizio Cammarata am Kaltern Pop Festival 2017 auf die Bühne trat, dachte ich: Oh nein, bitte nicht noch so ein Mann mit Gitarre. Man möge mir die anfängliche Skepsis verzeihen, denn die Welt benötigt nicht einen weiteren Saitenschrummler. Doch dann begann der kleine Italiener zu spielen – und ich war gebannt. So viel Gefühl, so viel Energie entsprang diesem Mann, der da alleine vor dem Publikum stand.

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Im November 2017 veröffentlichte Cammarata sein Album Of Shadows beim renommierten Label Haldern Pop Recordings. Der Sizilianer sagt, dass die Songs auf seinen Konzertreisen entstanden sind. Vor allem aber sind es Stücke, die dem ganzen Schrummeln entfliehen. Cammaratas Arrangements reichen von melancholisch bis glücklich, von simpel bis beinahe irritierend komplex, wie wenn sich Come And Leave A Rose in ein Kanon-artiges Finale ergiesst. 

Dagegen bleibt In The Cold, dessen Video heute bei uns Premiere feiert, gradlinig. Ein sanfter Song, der trotz seiner klaren Struktur zu schwanken scheint, wie das alte Paar im Clip. Cammerata schafft es auf faszinierende Weise, Musik zu schreiben, die unter die Haut kriecht, sich um einen schmiegt wie die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings. Doch gleichzeitig ist In The Cold ein vielschichtiges Stück, dessen Facetten sich erst nach und nach entfalten. Da zieht sich eine flächige Ebene hinter den glasklaren Gitarren-Klänge in die Weite. So entsteht zugleich das Gefühl von Unmittelbarkeit und Unendlichkeit.

Dazu gesellt sich die Stimme des aus Palermo stammenden Musikers: Melodisch, mit einer leichten Whiskey-Rauheit. Sie ist das Werkzeug eines Verführers, das Instrument des Mysteriösen. Die Stimme vervollständigt die Klänge zum makellosen Ganzen. Dabei verschmäht Cammarata auch hier die einfachen Phrasierungen. Er hüpft, verzögert und lässt los. Seine Erzählung, sein Gesang nimmt nie die Abkürzung, sondern sucht nach den interessanten Orten am Rande des Arrangements. Dass In The Cold trotzdem so verteufelt perfekt und stimmig daherkommt, macht diesen Song erst richtig aus.

Bild: Dodo Veneziano