Ach, die machen auch Musik? Zwischen Glitzer, Sex und Posen: Steel Panther

Texte, die Feministinnen an ihre Grenzen und unsere Mütter zum Erröten bringen. Amerikanischer Humor mal unter der Gürtellinie. Inflationäre Mengen an Haarspray, Perücken und Leggins und zu guter Letzt ein wilder Haufen leichtbekleideter Mädchen und kleine Jungs auf der Bühne: Herzlich willkommen in der Welt von Steel Panther!

Für 17 «Hot Chicks» startete die Party am Samstag, dem 24. März bereits um halb acht – wer die Jury von metalfactory.ch von sich als (weibliches oder männliches) Hot Chick überzeugt hatte, bekam die einmalige Chance, die Rocker von Steel Panther vor dem Konzert bei einem Meet & Greet zu treffen. Einzige Bedingung: Stilechte Steel Panther-Glam-Montur war Pflicht! So wimmelte es beim Zürcher Komplex 457 von Perücken und Glitzerschals – welches Geschlecht sich jeweils unter der hautengen Kluft versteckte, war oft nur auf den zweiten Blick zu erkennen.

Während sich die Band sich also mit den Chicks die Wartezeit vor dem Auftritt versüsste, heizten die britischen The Treatment der Menge schon mal ordentlich ein. Es ist mit Sicherheit kein leichtes Los vor Profientertainern wie Steel Panther die Menge zu überzeugen, doch ihr klassischer, dreckiger Rock begeisterte sichtlich und brachte das Partyvolk unter ihren Perücken schon mächtig ins Schwitzen! Wer diese zukünftigen Classic Rock-Legenden also verpasst hatte, sollte unbedingt einmal in reinhören.

Der Startschuss für die amerikanischen Raubkatzen fiel zur christlichsten Zeit, wie es sich gehört. Um 21 Uhr wurde der Saal dunkel und die Super Sonic Sex Machines legten mit gleichnamigem Song volles Rohr los – die Menge tobte! Von Anfang an musste man sich zeitweilen fragen, ob man hier tatsächlich an einem Rockkonzert oder nicht doch eher in einer Comedyshow für Erwachsene gelandet war.

Nach den ersten beiden Songs wurde man von Sänger Michael Starr und Gitarrist Satchel mit auserlesensten Obszönitäten unterhalten – zumeist erstreckten sich die Themen von weiblichen Geschlechtsorganen bis hin zum Umgang mit selbigen. Unbeeindruckt von solchen Details widmete sich Bassist Lexxi Foxx lieber seinem strassbesetzten Spiegel, Lipgloss und der Perfektionierung seiner Frisur, was nicht minder für Unterhaltung sorgte. Doch es wurde Zeit, die Einseitigkeit der Kommunikation wieder aufzuheben und liebend gerne gröhlte der ganze Saal zu den Ohrwürmern Fat Girl und Asian Hooker mit. Die folgende Ansage von Michael wurde etwas verkürzt – bei den Worten Just like… wurde ihm aus der ersten Reihe eine Maske in die Hand gedrückt – Tiger Woods!

So liessen die stählernen Raubkatzen keinen Hit aus und zwischenzeitlich demonstrierte Satchel, dass er sein Handwerk absolut beherrschte und nahm das begeisterte Publikum mit seinen Riffs mit auf eine Heavy-Metal-Reise von Deep Purple bis Black Sabbath. Höhepunkte für die Männerwelt dürften einerseits die beiden Mädchen gewesen sein, die willig auf der Bühne ihre «Boobies» präsentierten, andererseits die Gesellschaft, welche die beiden bald darauf bekamen: Dem Song Fuck all night and party all day wurde mit einer Schar spärlich bekleideter Mädels höchster Tribut gezollt!

Für die Frauen gab es dafür einen «Jöö-Effekt» erster Sahne: auf die Girls folgten zwei ungefähr zehnjährige Knirpse, welche zusammen mit Steel Panther deren Übersong Death to all but Metal rockten. Mit Girl from Oklahoma war nach ungefähr zwei Stunden Spielzeit und bester Unterhaltung die letzte Gelegenheit zum Mitsingen gekommen. Doch die Party war natürlich um 23 Uhr längstens nicht vorbei! Party all night war angesagt – wie es sich für Rockstars gehört! Und nach so einer Poser-Glam-Rock-Show fühlte sich wahrscheinlich jeder ein bisschen wie ein Rockstar…

Bilder: Mona May

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