Auf die nächsten 1’000 Konzerte

Nach 19 Jahren Bandgeschichte, steht so manches Konzert im Tour-Archiv aufgelistet. Bei Die Happy waren es vergangenen Samstag 1’000 gespielte Shows. Ein Ereignis, das mit verschiedensten Gästen der Musikbranche vor einem überaus begeisterten Publikum in Ulm bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde.

Vergangenen Samstagabend in Ulm: Die an der Donau gelegene Kleinstadt glänzte im Licht des untergehenden Sonnenscheins, während die eisige Kälte bis tief in die Knochen der angereisten Die Happy-Fans drang. Dennoch machten sich an diesem Tag an die tausend Musikbegeisterte auf den Weg ins Roxy, um der 1000. Die Happy Show beizuwohnen. Die Generalprobe für den großen Anlass fand bereits einen Tag vorher vor beinah ausverkaufter Location statt. Die Idee dabei: die letzten kleinen Mängel aufzudecken und das abendfüllende Programm vor Publikum zu testen. Die Begeisterung nach der Hauptprobe: grenzenlos. So verliessen am Freitagabend an die Zuschauer das Roxy in voller Vorfreude auf den Höhepunkt des nächsten Tages.

Voller Tatendrang eröffneten Die Happy am Samstag pünktlich um 20.15 Uhr ihre Jubiläumsshow mit einem Akkustikteil in gemütlichem Wohnzimmerflair. Überdimensional grosse Lampen im Stil von Großmutters guter Stube zierten die in sanften Gelbtönen ausgeleuchtete Bühne. Sängerin Marta Jandova betrat die Bühne in einem langen Tüllrock und einer schwarzen Corsage, während die drei Gastmusiker an Klavier, Gitarre und Percussions, sowie der männliche Part der Band in Hemd und Anzug gekleidet waren. Eine ruhige, gehobene Atmosphäre entstand, die so ganz untypisch für die bereits seit 19 Jahren bestehende Band aus Ulm erschien. Marta Jandova, gebürtige Tschechin, zog damals von Prag nach Ulm, wo Gitarrist Thorsten sie schließlich davon überzeugte, als Sängerin seiner Rockband anzufangen. Mit lauten und durchaus härteren Klängen spielten sie sich über die Jahre in die Herzen mancher Musikfans, deren treuste Begleiter an diesem Abend aus verschiedenen Ländern angereist waren.

Mit etwas leiseren, aber dennoch stets dynamischen Tönen, spielte sich die Band insgesamt eineinhalb Stunden warm, wobei bereits in diesem ersten Teil des Abends diverse Überraschungen auf das gespannte Publikum warteten. So hiess die Sängerin Johannes Strate von Revolverheld als ersten Gast willkommen, und performte mit ihm ihre gemeinsame Single Halt dich an mir fest. Ein weiterer Gast folgte kurz vor Ende des ersten Konzertteils: Eric Fish von der deutschen Mittelater-Rockband Subway To Sally. Zusammen spielten sie Fishs Lieblingsnummer Die Happy-Track Frozen Tears in einer ganz reduzierten, zerbrechlichen Version. Dank dem Engagement des Fanclubteams war auch für perfektes Gänsehautfeeling gesorgt. So entstand bei Whatever ein Meer aus Wunderkerzen. Die Band staute sichtlich.

Nach einer halbstündigen Pause folgte sogleich die zweite Partie in gewohnter Manier: laut und voller Energie. Wie ausgewechselt stürmte Marta – nun gekleidet in Jeans und Top – die Bühne. Das Roxy kochte innert wenigen Sekunden, passend dazu spielte die Band den Track Go For It.  Und auch die nächsten Gäste liessen nicht lange auf sich warten. Unter anderem Freund und ehemaliger Merchandiser der Band Philipp Volksmund, Jennifer Rostock, Doro Pesch, Andreas Bourani und Roger Manglus von Blumentopf sorgten für eine ausgelassene Stimmung – sowohl auf der Bühne als auch beim Publikum. Vor allem die Mischung aus Hip Hop und Rock mit Roger von Blumentopf kam sehr gut an. Ein weiteres Highlight war der Auftritt mit dem Schlagzeuger und dem Gitarrist von den Guanos Apes. Zusammen mit Die Happy spielten sie unter anderem den grossen Guano Apes-Hit Open Your Eyes. Das Publikum tobte, pogte und tanzte. Begeisterung pur! Ebenso spannend wurde es, als Die Happy-Gitarrist Thorsten Mewes den Schlagzeuger und Bassisten ihrer Erstbesetzung aus dem Jahr 1993 ankündigte. Der Grungeeinfluss liess sich nicht leugnen, so klangen die Songs von damals zwar bereits nach Die Happy, aber doch eben noch etwas anders.

Wesentlich emotionaler wurde es gegen Ende des Konzertes, als Marta, wie bereits am Vorabend, ihren Papa, Petr Janda, ankündigte. Der bereits 70-jährige gilt in Tschechien als Rockstar und steht bereits seit fünfzig Jahren mit seiner Band Olympics auf der Bühne. Auch aus diesem Grund war es sowohl für das Publikum als auch für Tochter Marta ein besonderer Moment, als der in Lederhosen gekleidete Rockstarpapa die Bühne betrat. In der Hand eine Gitarre, ein Lächeln und ein liebevoller Kuss auf den Mund seiner Tochter zeigte sofort, wie nah sich die beiden standen. Gerade der frühe Tod der Mutter und ihres Brudes schien Vater und Tochter noch enger verbunden zu haben. „Ich habe viel Scheisse erlebt in meinem Leben, aber ich bin glücklich, hier zu sein!“, so Marta bevor sie ihren Vater ankündigte. Gemeinsam performten die beiden darauf einen tschechischen Song aus dem Repertoir von Papa Petr Janda, wobei sich die Die Happy Frontfrau mehrfach die Tränen zurückhalten musste. Ein rührender Augenblick, der auch so manchem Fan Gänsehaut verschaffte.

Insgesamt spielte die Band an diesem Abend an die vier Stunden. Sie zeigten eine breite Palette an alten und neuen Songs, dabei wurden sowohl die feinen, weichen Seiten der Band zur Geltung gebracht als auch die harten, fiesen Nummern – wie Marta sie betitelte. Die Happy hatten über die letzten 19 Jahre mit ihren 1000 Konzerten in ganz Europa dutzende Erfahrungen gesammelt, die unter anderem diesen Abend zu dem machte, was er war: eine perfekte Liveshow, mit viel Persönlichkeit, Charakter und sehr guter, handgemachter Musik.  So meinte Marta Jandova kurz vor Ende der fast vier stündigen Show: «Wir freuen uns schon auf die nächsten 1000 Konzerte!» – Wir auch!

 

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