In Flames füllten das Komplex 457

Foto: Nicola Tröhler

Ausverkauft! Vor dem Komplex tummelten sich Metaller, grösstenteils mit Bier und/oder Zigarette in der Hand, und unterhielten sich über das neue In Flames-Album. Das freundliche Security-Personal hatte zur Türöffnung alle Hände damit zu tun, die Metaller geordnet ins Gebäude zu lassen. Dicht gedrängt kuschelten sich die Metaller vor die Bühne und warteten gespannt.

Foto: Nicola Tröhler
In Flames anno 2011. (Foto: Nicola Tröhler)

Eröffnet wurde der Konzertabend am Freitag mit zwei Vorbands: Wovenwar und While She Sleeps. Wovenwar dürfte vielen Metallern ein Begriff sein. Nachdem der Sänger von As I Lay Dying verhaftet wurde, gründeten die Bandmitglieder unter dem Namen Wovenwar eine neue Band.

Mit dem neuen Namen kommt auch ein neuer Stil. Die Musik klingt erfrischender, geht mehr ins Rockige und durch die Verwendung von «clear voice» kommen die Texte auch mehr zur Geltung. Die Szene kann sich glücklich schätzen, dass die begabten Musiker von As I Lay Dying nach ihrer Tragödie einen Neustart gewagt haben und somit den Fans erhalten bleiben. Zwar etwas anders, aber immer noch gut!

While She Sleeps ist eine britische Metalcore-Band, welche schon am «Sonisphere», am «Rock im Park», am «Rock am Ring» und als Vorband für Giganten wie Parkway Drive oder Bullet For My Valentine auftraten. Der Sänger, der aufgrund diverser Probleme mit seinen Stimmbändern immer wieder in den Szenenews auftauchte, scheint sich gut erholt zu haben. Zumindest gab er am vergangenen Freitagabend Vollgas!

Beide Bands lieferten eine überraschend gute Leistung ab. Es wurde schon von Anfang an gepogt, vereinzelt mitgesungen und mitgebrüllt und fleissig geheadbangt. Sowohl auf als auch vor der Bühne! Das Schweizer Publikum schien ausnahmsweise mal wirklich gute Konzertlaune zu haben und liess das die Bands auch spüren! Etwas schade nur, dass es manche immer ein wenig übertreiben müssen. So sah man einen jungen Mann ganze viermal stagediven. Was an sich kein Problem gewesen wäre, wenn er sich danach nicht sofort wieder rücksichtslos in die Menge gedrängt und dabei mehrere friedlichere Metaller und Metallerinnen grob beiseite geschubst hätte. Das führte in den ersten Reihen zu öfterem Kopfschütteln und zu einer kurzzeitig etwas angespannten Atmosphäre. Als dann aber Bier-Nachschub von den hinteren Reihen kam, war der Ärger schnell wieder vergessen. Die gute Musik trug wohl auch ihren Teil dazu bei, dass diese Situation nicht ausuferte.

In den Zwischenpausen schnappte man immer wieder Kommentare über das neue In Flames-Album auf. Die Masse an diesem Abend war sich sehr uneinig. Was die einen als das schlechteste Album von In Flames bezeichneten, rühmten die anderen als das beste Album des Jahres.

Einig war man sich jedoch darin, dass man sich auf den Auftritt der Schweden freute. Als sie endlich die Bühne betraten, wurden sie jubelnd und gröhlend begrüsst. Und sofort legten In Flames los. Zwar spielten sie ein paar der neuen Lieder, vorwiegend griffen sie jedoch auf Klassiker und heissgeliebte Tracks wie Come Clarity oder Cloud Connected zurück.

Das Publikum rastete komplett aus! Bis in die hintersten Reihen wurde mitgehüpft – so gut es eben bei dem beengten Platz ging – und die Texte mitgebrüllt. Es wurde mitgeklatscht und mitgepogt. Bier wurde umhergereicht, wildfremde Leute zum gemeinsamen Headbangen animiert und In Flames wurde gebührend gefeiert. Partystimmung, Konzertstimmung und einfach gute Laune.

Doch so schnell wie die Band auf die Bühne kam, so schnell war sie auch schon wieder verschwunden. Um 23 Uhr war Schicht im Schacht und die Massen strömten langsam und erschöpft gegen Ausgang, mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen, einem seligen Grinsen im Gesicht oder laut lachend in den Armen von Freunden. Gute Musik verbindet eben!