Schwarze Ferien

Hamburg macht den Anfang

Es ist doch so: Auch in den Ferien will man nicht auf seine musikalischen Vorlieben und auf den allfällig damit zusammenhängenden Lebensstil verzichten. Das geht auch uns so, weshalb wir nun künftig unsere «schwarzen» Ferienerlebnisse dokumentieren wollen. Auf diese Weise könnt ihr euch je nachdem schon vorab darüber informieren, was es wo zu erleben gibt; oder aber uns eure eigenen Tipps schildern, sodass wir gemeinsam einen bunten Schwarze-Ferien-Katalog kreieren.

First Destination: Hamburg

Dass es in Hamburg so einiges zu sehen und erleben gibt, ist international wohl bekannt. Vom kultivierten Hafenviertel samt Elbphilharmonie, übers historische Portugiesenquartier bis zur verruchten Reeperbahn sind all diese Stationen ein Muss jedes Hamburgbesuches. Spätestens aber am dritten Abend fragt man sich nun doch, wo man denn hier ein Bierchen zu währschafter Dunkelmusik kriegt. Und da gibt es vor allem zwei tolle Anlaufstellen: Die Grotte Rockbar und das Night Light.

Grottendrink

Die Grotte ist quasi ein Geheimtipp für circa fünfzehn Leute, denn mehr passen in die nette Spelunke, in die man über eine steile Treppe an der Friedrichstrasse gelangt, nicht hinein. Dafür ist die Grotte, die an einen posterverklebten Jugendtreff erinnert, täglich geöffnet. Zudem nimmt sich die Bedienung gerne Zeit, die eine oder andere anstehende Party zu empfehlen.

Das Night Light kommt als erwachsener Metalschuppen daher, der es nicht nötig hat, vor Donnerstagabend seine Tore zu öffnen. Aber durch die verdunkelten Scheiben linsend lässt sich unschwer erahnen, dass an den Wochenenden vor allem Dark- und Black-Metal-Klänge aus den Boxen röhren. Der perfekte Zufluchtsort vor den langbeinigen Sirenen, die gleich um die Ecke vor der berühmten Herbertstrasse stehend die «gestrandeten» Touristen in ihre Höhle locken wollen.

In Hamburgs Keller

Ok, die Abendunterhaltung im Bereich der randgängigen Musik ist gesichert. Aber was tut man tagsüber, wenn man sowohl die Sightseeing- als auch die Shoppingtour hinter sich hat und einfach die (schwarze) Seele baumeln lassen will? Da drängt sich vor allem eines auf: Ein Besuch der Hamburg Dungeons; inmitten der vor allem bei Nacht sehenswerten Speicherstadt. Auf vergnügliche Weise wird hier einem die düstere Hamburger Geschichte nahe gebracht – und zwar so richtig nahe. Man wird von verkleideten Tourguides durch die Gänge getrieben, beinahe beschnitten, oder aber zur Piraterie verführt. Wenn da das dunkle Herzchen nicht höher schlägt, sollte man sich vielleicht doch lieber im gelben Bikini an der Elbe sonnen.

Komm in die Gänge

Etwas weniger offenkundig düster aber für alternative Geister durchaus sehenswert ist das Gängeviertel. Von der S-Bahn-Station Gänsemarkt folgt man dem Strassenverlauf und verpasst beinahe auf der linken Seite das unscheinbare Gassenentrée mit der Aufforderung «Komm in die Gänge». Zwischen Wohnwagensauna und Outdoor-Co-Workingspaces finden hier gelegentlich mainstreamfremde Veranstaltungen statt, zu denen offenbar jeder – der den Weg hierher findet – herzlich eingeladen ist.

Strassenkreativität

Wer noch nicht genug Sonder-Programm genossen hat, sollte dann unbedingt das Künstlerviertel an der Rosengartenstrasse besuchen. Nebst originellen Popup-Stores und quirligen Strassencafés ist die kreative Grenzenlosigkeit auch an den Wänden zu beobachten. Hier scheint jeder Pinselstrich willkommen zu sein und für alle Souvenirhascher etwas dabei. Peilt man am Ende der Strasse dann die U-Bahn-Station Feldstrasse an, gelangt man unwillkürlich zum Just Music, der Musik(hoch)burg Hamburgs, wo sich der Identitätsmusikliebhaberkreis wieder schliesst.