In eigener Sache: Negative White ist jetzt ein Verein

Wir arbeiten an der Zukunft von Negative White

Seit dem 24. März 2017 ist Negative White offiziell ein Verein. Was wir damit erreichen wollen, erklärt der Redaktionsleiter Janosch Tröhler.

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Verdammt, hätten wir jemals gedacht, dass es mit Negative White einmal so weit kommen könnte?

Nein, als mein Bruder Nicola und ich damals im Herbst 2009 die Idee eines eigenen Online-Magazins entwickelten, waren wir naseweise Schnösel mit allerlei Unfug im Kopf. Wir hatten keine Strategie, keine definierten Ziele, aber grosses Herz für die Musik. Es schlägt bis heute.

Wir begannen mit einer himmeltraurigen Website. Alles war selber programmiert, obwohl es längst kostenlose Systeme wie Blogger oder WordPress gab. Mehr Beweise für unsere Planlosigkeit braucht es wohl nicht. Unsere Artikel waren unbeholfen, die Bilder übertrieben bearbeitet. Trotzdem machten wir weiter in unserem jugendlichen Übermut. Und wir lernten schnell.

Wenn ich auf die vergangenen sieben Jahre zurückblicke, dann mit etwas Stolz. Unsere Strukturen wurden professioneller, die Texte schärfer, die Ideen mutiger. Aber vor allem beeindrucken mich die unzähligen ehrenamtlichen Stunden, die das stetig wachsende Team leistet. Das ist – aller Begeisterung zum Trotz – keine Selbstverständlichkeit.

Danke für eure Treue.

Es ist auch keine Selbstverständlichkeit, dass wir im hart umkämpften Markt der Aufmerksamkeit ein Publikum fanden. Heute besuchen jeden Monat 6000 Leserinnen und Leser unsere Website. Das ist ganz respektabel. Mehr als diese nackte Zahl freut mich jedoch, dass unsere Artikel tatsächlich gelesen werden. Das sieht man an der durchschnittlichen Zeit, die ihr auf unseren Berichten verbringt. Danke für eure Treue.

Kommen wir nun zur grossen Frage: Wie geht es mit Negative White weiter?

Nicola und ich befinden uns an einem Wendepunkt in unserem Leben. Nicola schliesst im Sommer die Kunstschule Winterthur ab. Als gelernter Informatiker geht er nun seiner Leidenschaft nach: der Fotografie. Ich habe dann – hoffentlich – den Bachelor in Kommunikation in der Tasche. Meine Leidenschaft, den Journalismus, habe ich bereits zum Beruf gemacht.

Negative White ist kein einfaches Hobby mehr. Die Koordination, Planung und Entwicklung der Plattform nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Ich schätze meinen Aufwand auf gut 20 Stunden – pro Woche. Manchmal ist das eine Belastung, meistens aber eine Freude.

Wir verstehen die Kultur als Spiegel der Gesellschaft und die Auseinandersetzung mit ihr nicht als Luxus, sondern als Notwendigkeit.

Trotzdem müssen wir ehrlich sein: Entweder bleiben wir auf dem aktuellen Stand. Oder wir gehen weiter, arbeiten härter und bringen Negative White vorwärts. Letzteres verlangt von uns Blut, Schweiss und Tränen. Vor allem aber viel Zeit. Es ist ein Wagnis, ein Abenteuer, das trotz schlechten Aussichten verlockend ist. Denn wir verstehen die Kultur als Spiegel der Gesellschaft und die Auseinandersetzung mit ihr nicht als Luxus, sondern als Notwendigkeit.

Langer Rede, kurzer Sinn: Das ist der Grund, weshalb wir am 24. März 2017 bei Pizza und Bier den Verein Negative White gegründet haben. Wir werden dieses Jahr substanzielle Investitionen in die Plattform vorantreiben. Der nicht-kommerzielle Verein schützt uns dabei, falls etwas schiefgehen sollte.

Im Wettlauf um die Reichweite bleibt der Journalismus auf der Strecke: früher oder später endet man bei Busen und Büsis.

Die Haftung war aber nicht der bedeutendste Treiber bei der Gründung: Journalismus hat sich seit jeher zu einem Grossteil durch Werbung finanziert. Als die gedruckten Zeitungen und Magazine noch dominierten, war das meistens harmlos. Doch im Internet ist der Konkurrenzkampf ungleich brutaler. Jeder Klick zählt, die User werden vermessen, ihre Daten verkauft. Im Wettlauf um die Reichweite bleibt der Journalismus auf der Strecke: früher oder später endet man bei Busen und Büsis.

Das ist nicht weiter verwerflich. Nur: Es ist kein Journalismus. Wir glauben daran, dass sich Journalismus über euch, verehrte Leserinnen und Leser, finanzieren muss. Allein so kann er wirklich unabhängig sein. Wir sind überzeugt, dass es ein Bedürfnis für spannende, hintergründige Geschichten aus der Kulturlandschaft gibt. Jedes Mal, wenn wir eine Reportage, ein Portrait, eine Recherche publizieren, bestätigt euer Feedback unseren Eindruck.

Heisst das, dass Negative White jetzt kostenpflichtig wird?

Nein, wir sperren unsere Inhalte nicht ein. In naher Zukunft wird es aber möglich sein, ein Fördermitglied im Verein Negative White zu werden. Als Fördermitglied kommt man in den Genuss diverser «Knabbereien», die wir momentan konzipieren. Wir können es kaum erwarten, euch diese schmackhaft zu machen. Dafür müssen sie  jedoch spruchreif sein. Das ganze Drumherum muss auch vorbereitet werden. Ein Teil dieser Vorbereitung ist die Gründung des Vereins.

 

mit besten Grüssen

Janosch Tröhler, Redaktionsleiter