Wie zum Teufel bin ich hier gelandet?

Lipka. Kryptisch prangt ein Ambigramm auf dem Cover. Verschwindend klein ist der Name des Albums – «Spaceship of Love». Die Scheibe selbst ist ebenso reduziert wie das Cover, auch nur diesen Schriftzug. Lipka. Mein Gesicht spiegelt sich in der Disc und in den Augen erkenne ich die Neugier.

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Spaceship I heisst der erste Song. Es ist vielmehr ein Intro, bloss 55 Sekunden lang, und klingt tatsächlich nach Weltraum. Da hallt es: „It’s the end of the show, we’d like to thank you all for coming…“ – Etwas hilflos muss ich ab meiner eigenen Verwirrung lachen. – „I came… very hard.“ Klar soweit. Das Intro schwingt langsam aus und ich mache mich bereit für etwas Anarchistisches.

Leichte Mädchen mit Vaterkomplex

Plötzlich hüpfen Union Square Kids wie junge Rehe sorgenlos auf und ab. Unruhig hasten die Finger über die Klaviertasten bis ein satter Beat ihm die Bürde des Rhythmus‘ abnimmt. Lipka machen also Electro-Pop der tanzbaren Art. Der Song löst in mir Bilder vergangener Tage aus. Kindheitserinnerungen. Verdammt, sind Lipka so gut, dass sie mich schon beim ersten Versuch erobern? Bin ich so ein leichtes Mädchen? Verzeiht, natürlich Junge.

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Nun, leichte Mädchen und freche Jungen werden nicht brav, wenn Daddy kommt. Weshalb also werden Lipka hier derart sonntagsgescheitelt? Das leichte Mädchen hat ein Vaterkomplex und Lipka erzählen von Daddy auf eine tragisch verliebte Weise, wie er sich übel zuschüttet und einen Roman schreibt. Ich werde leicht schläfrig.

Keine Party ohne Bier

„Don’t wanna be alone, don’t wanna stay at home, just wanna go out and party.“ Also jetzt spricht mich das Duo aus der Romandie wieder an. Keine Angst, hier kommt keine schale Party-Hymne. Nur weil sich einige Songs leicht anhören, haben Lipka nichts am Hut mit Oberflächlichkeit und getuntem Mainstream. So steht’s jedenfalls im Pressetext.
„If you wanna party with me, you got to give me your money.“ Verdammt, das stimmt. Heute steigt ohne Geld keine Party mehr. Etienne Maître und Felix Landis sprechen aus, was man insgeheim schon immer gedacht hat. Für eine Party braucht es nicht immer Moneten, es reicht auch ein kühles Bier. Zisch!

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Jetzt geht’s zur Sache. Der fette Beat aus Union Square Kids ist zurück. Ich habe ihn vermisst. Er ist purer Treibstoff für mein Tanzbein.

[su_quote cite=“No More Beer“ class=“alignright“]Hey party people! I know your having fun now! Hey party people! And I don’t wanna ruin it. But hey DJ! Turn out that music real quick, ’cause I got something to say: I think we’re running out of beer![/su_quote]

Ich hasse Lipka. Sie beenden das Fest, bevor es überhaupt begonnen hat. Nun gut, Lipka waren so ehrlich und haben eingangs versprochen, dass dies das Ende der Show sei. Für diesen Schachzug liebe ich sie.

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Genug Alkohol kursiert trotzdem in unseren Blutbahnen. Knife ist pumpend, treibend und trotzdem beängstigend. Alles im Nebel des Rausches. Der Rausch ist kein guter. Es ist die böse Seite des Alkohols, die wir alle nur zu gut kennen.

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Katermorgen im All

Ich wälze mich durch die Laken. Augenringe bis zu den Kniekehlen. Sanft und sphärisch wiegen mich Lipka mit They Asked Me aus dem Bett. Morgenstund hat Mundgeruch. Viel mehr bleibt von diesem Song nicht hängen. Lipka ziehen mich wieder raus in die Welt.
Marching. Die Falsett-Stimme von Felix Landis ist zerbrechlich wie ein Neugeborenes und standhaft wie ein Soldat. Irgendwo im Wirbel von Lo-Fi, Hip-Hop und elektrifiziertem Pop schwebt das Spaceship of Love nun tatsächlich im All. Auch Peanuts klingt klinisch, weiss, rein wie das Raumschiff Kubrick’s in 2001: Odyssee im Weltraum.

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Wie zum Teufel bin ich hier gelandet? Eben noch habe ich mit den Kindern gelacht, Party gemacht und bin mit Kater im Bett erwacht… Spaceship II. „We don’t know where the hell we go.“ Na, da bin ich ja beruhigt: Lipka wissen’s auch nicht.
Nun habe ich die CD wieder in der Hand. Die Neugier in meinen Augen ist verschwunden. Dafür steht mir eine verzückte Irritation ins Gesicht geschrieben.

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Release
13. Juni 2014

Label
Goldon Records

Tracklist
01. Spaceship I
02. Union Square Kids
03. Daddy
04. Party With Me
05. No More Beere
06. Knife
07. They Asked Me
08. Marching
09. Peanuts
10. Spaceship II